In der letzten Woche vor Weihnachten behandelte
die Bundesregierung den Sachstand bei der Energiewende. Mit Windparks
auf See können die Atomkraftwerke planmäßig
abgeschaltet werden. Doch das Anzapfen von Naturkräften fernab
der Verbraucher zwingt, neue, weitreichende Verteilungs-Strukturen zu
schaffen. Das Konzept der Bundesnetzagentur sieht drei, zusammen 2800
Kilometer lange Stromtrassen von Nord nach Süd vor. Bis 2022
sollen sie geschaffen sein. Nicht jeder ist überzeugt. Es
heißt, die Planungen trügen deutlich die Handschrift Eon,
RWE, Vattenfall und EnBW. Das Ganze sichere dem Stromriesen-Quartett
nicht zuletzt die Geschäfte in den kommenden Dekaden. Dezentral
gewonnene regenerative Energie sei die bessere Wahl. Allerdings kommen
Sonne und Wind nicht auf Bestellung. Unabwendbar sind Schwankungen der
Erzeugung, die entweder mit Speichern oder doch überregionale
Verteilung auszugleichen sind. Über einzelne Elemente für
Lösungen vor Ort möchte ich, Markus Hiereth, Sie in der
kommenden Stunde auf Lora München orientieren: Wo steht die
Entwicklung von Stromspeichern? Wieviel Solarstrom vertragen die
Netze? Werden neue Strom-Verbraucher, nämlich Elektroautos,
zurecht als Bestandteil einer Lösung propagiert? Um einen
eigentlich verlässlichen Stromlieferanten soll es allerdings zu
Beginn gehen. Ich besuchte in Feldafing die Firma Smart Hydro
Power. Ihre Kleinstwasserkraftwerke sollen sich für Siedlungen
abseits von Stromnetzen, auf allen Kontinenten bewähren.
Paul Weller (2008) Song for Alice
Im Prinzip findet man Strom aus regenerativen
Quellen, aus Sonne, Wind und Wasser nach wie vor gut. Gestritten wird
jedoch um sie, weil ihre Einführung nicht billig kommt. Anderswo
gibt es keine alten und neuen Technologien, sondern gar keinen
Strom. Oder Stromerzeugung, die eher ein Behelf ist, vielleicht mit
einem Diesel-Generator, ohne den es kein Licht und Kühlung
für Medikamente gäbe. Speziell abseits der Netze können
Systeme, die aus Wind und Sonne Elektrizität machen, punkten. An
Flüssen können Wasserkraftwerke betrieben werden. In
Feldafing am Starnberger See hat die Firma Smart Hydro Power ein
Wasserkraftwerk konstruiert, welches nicht Bauwerk, sondern Gerät
ist. Ich verschaffte mir eine Anschauung davon.
In Feldafing am Starnberger See entstehen
Kraftwerke, die zur Stromerzeugung nur in den Fluss hängen
muss. Bilder und weitere Informationen gibt es im Internet unter
www.smart-hydro.de.
Paul Weller (2008) Cold Moments - Teil 1
Gemeinsam mit der Electronica belegte Mitte
November eine zweite Ausstellung die Hallen der Münchner
Messe. Eine enge Abhängigkeit besteht zwischen den Produkten, um
die es in beiden Ausstellungen ging: Ohne Strom ist jedes
elektronische Gerät nutzlos. So braucht jedes, das nicht am Netz
betrieben wird, eine Batterie oder einen Akku. Weil diese so
allgegenwärtig sind - im Mobiltelefon oder dem Notebook - meint
man, die Weiterentwicklung erfolge in der Industrie. Zumal die Ziele
so klingen ...
In einer späteren Sendung möchte ich die
Frage nach dem Recycling ausgedienter Batterien
wiederaufnehmen. Gebrauchte Auto-Akkus sollen einem Artikel des
Münchner Merkur zufolge noch als Haus-Speicher für
Solarstrom gute Dienste tun. Der Vorschlag, zwischen den dereinst
fahrenden Elektroautos und dem Stromnetz eine Brücke zu schlagen,
wird in dieser Sendung nochmal aufgegriffen. Denn prinzipiell leuchtet
der Vorschlag ein, Energie je nach Nachfrage und Angebot zwischen
Fahrzeugbatterien und Stromnetz auszutauschen. Was halt man auf der
Seite des Stromnetzes von diesem Vorschlag? An der Technischen
Universität München sprach ich mit zwei Doktoranden vom
Fachbereich für Elektrische Energieversorgungsnetze
darüber. Zunächst jedoch Musik
Paul Weller (2008) Cold Moments - Teil 2
Steckdose statt Zapfsäule
Am Fachbereich Elektrische
Energieversorgungssysteme der TU München entstehen Doktorarbeiten
zu Themen, die engen Bezug zur künftigen Gewinnung und Verwendung
elektrischer Energie aufweisen: Martin Lödl widmete sich der
Frage, inwieweit typische Ausschnitte des deutschen Stromnetzes die
Energie regenerativer Erzeuger aufnehmen und verteilen
können. Georg Stöckl untersucht, welchen Anforderungen die
Strominfrastruktur genügen muss, wenn dereinst nicht
Elektroautos, sondern Benziner Raritäten auf deutschen
Straßen darstellen. Ihn fragte ich zum Einstieg, was eigentlich
gewonnen ist, wenn Elektromotoren auch den Straßenverkehr
antreiben, ...
mh0000 Leuchtet ihnen
das ein, dass man mit Elektroautos etwas Zukunftsfähiges auf
die Straße bringt? Energie brauchen Benzin- und Elektroautos
in gleichem Maße. mh0022 Wir
müssen Energie bereitstellen für Mobilität und die
Mengen sind ja eigentlich nicht abhängig von der
Motorentechnik. gs0047 Das kann man so
pauschal nicht sagen. Das hängt ab davon, wo die Energie
herkommt. Zum anderen haben Sie im Elektromobil einen viel
effizienteren Umwandlungsprozess. mh0101
Also leuchtet Ihnen das schon ein. gs0107
Es hat auf jeden Fall Potential. Inwieweit sich Elektrofahrzeuge
durchsetzen werden, ist natürlich noch offen. Das hängt
von mehreren Faktoren ab. Die Speicher sind zum Beispiel sehr
kritisch: Die Kosten, die Lebensdauer. Da gibt es noch viel zu
verbessern und weiterentwickeln. Da muss man
schauen. mh0138 Was sind die Kernfragen,
mit denen Sie sich befassen, an Ihrem
Arbeitsplatz. gs0145 Ich beschäftige
mich mit der Netzintegration von Elektrofahrzeugen. Ich schaue, was
bedeutet es für die Versorgungsnetze, wenn die Elektrofahrzeuge
über das Netz geladen werden. Im ersten Schritt bedeutet es
eine Zunahme des Verbrauchs, da schaue ich, 'Kommt es zu einer
Überlastung der Netze? Werden die Betriebsmittel
überlastet? Wie sieht es mit der Spannungsqualität aus?'
Beispielsweise mit Oberschwingungsgehalt. Und im nächsten
Schritt versuche ich dann, Überlastungen zu minimieren, indem
ich die Fahrzeuge in Anführungszeichen 'intelligent' lade, das
heißt, indem ich versuche, die Ladeprozesse so zu steuern,
dass die Netze möglichst gering belastet
werden. mh0247 Was bringt so ein Auto
neues hinein in ein Stromnetz? Wieso besondere Problematik? gs308
Also in erster Linie stellt so ein Fahrzeug nur eine
zusätzliche Last dar. Das hängt jetzt natürlich davon
ab, mit welcher Leistung man die Fahrzeuge lädt. Momentan sind
die diskutierten Ladeleistungen 3,7kW, das wäre dann einphasig
mit 16 Ampere, und 11 kW, das wäre dreiphasig, und das stellt
halt schon eine recht hohe Last dar. Und wenn man sich vorstellt,
die meisten kommen nach der Arbeit zwischen fünf und acht Uhr
heim, und wenn dann alle ihr Elektrofahrzeug anstecken, kann das zu
sehr hohen Lastspitzen kommen.
mh0421 Sind es dann auch Antworten, die
man zu liefern hat? gs0435
Natürlich. Wir schauen uns die Probleme an, die entstehen und
versuchen dann auch Lösungen zu ermitteln. Beispielsweise im
Fall Elektrofahrzeug gesteuerte
Ladestrategien. mh0453 Das ist, was mich
interessiert. Wir haben ja die Problematik, dass wir unseren Strom
mit Wind und Sonne erzeugen wollen und keine Kontrolle darüber
haben, wann er anfällt. Kommt man von dieser Problematik auf
die Autobatterie auf irgendeine
Weise? gs0542 Ich denke schon. Diese
Elektrofahrzeuge sind eine steuerbare Last. Wenn man angibt, dass
man zu diesem Zeitpunkt wieder losfahren möchte, dann hat man
eine Zeitspanne, in der man das Auto laden kann. [...] Man kann sich
dann einen Zeitpunkt aussuchen, zu dem es wirklich geladen wird. Da
gibt es mehrere mögliche Steuergrößen. Da
könnte man es preisbasiert laden lassen, das heißt, wenn
der Strom günstig ist. Eine weitere Möglichkeit wäre,
wenn man im Niederspannungsnetz lokal regenerative Erzeugungsanlagen
hat, beispielsweise PV-Anlagen oder ein BHKW-Kraftwerk, dass man bei
Überproduktion dieses Fahrzeug lädt.
Lora-Promo - Förderverein 3,33 Euro
Audiodatei unter
http://www.hiereth.de/multimedia/1211es/121225-08.ogg
2 MByte / 3 min 24 s
Alte Netze und erneuerbare Energien
Nach Bereichen im Netz, wo die Mengen von Solar-
und Windstrom nicht mehr aufgenommen werden können, hat Martin
Lödl gesucht. Er sammelte Daten für typische Strukturen:
Stadtnahe Siedlungen, Dörfer, Areale mit verstreuten
Gehöften. Er verglich die prinzipiell aufgrund der
Dachflächen gewinnbare Energie mit dem örtlichen Verbrauch
und der Transportkapazität eines Netzes, das ursprünglich
nur zur Versorgung ausgelegt war. Zumindest in stadtnahen Siedlungen
und Dörfern zeichneten sich Probleme, die Netzanpassungen
verlangten, nicht ab. Martin Lödl über Methodik und seine
weiteren Befunde.
ml1214 Wir verwenden
Messdaten und reale Verteilnetzstrukturen für unsere
Modelle. Speziell, wenn wir in den ländlichen Bereich gehen:
Dünn besiedelte Strukturen, große landwirtschaftliche
Gebäude, dort sind viele Dachflächen vorhanden, die
für Photovoltaik verwendet werden können. Zudem sind in
diesen Bereichen vielleicht auch noch Blockheizkraftwerke
installiert, die Energie einspeisen wollen und da geraten die Netze
relativ schnell an ihre Grenzen. ml1255
Gerade im ländlichen Bereich können vielleicht ein Drittel
bis ein Viertel der möglichen Dächer mit
Photovoltaikanlagen bestückt werden, bevor das Netz hier an
seine Grenzen stößt und da sind wir eigentlich schon seit
längerem dran, teilweise auch schon drüber und die
Netzbetreiber müssen agieren, um diesem PV-Zubau nachzubauen,
um Probleme Netz zu vermeiden. mh1323 Und
in den anderen Bereichen, die sie anführen, schaut es besser
aus. ml1331 Da sieht es besser
aus. Speziell wenn wir in Großstädte gehen, Stadtkerne,
sind viele Verbraucher, viele Wohnungen, Industriebetriebe,
Büros, gegenüber einer relativ kleinen
Dachfläche. Das heißt, die Energie die dort erzeugt
werden könnte, kann direkt verbraucht werden, ohne dass
Probleme im Netz entstehen.
mh1407 Was dieses Jahr
in Gesetz gegossen wurde, ist eigentlich eine globale Steuerung:
Bitteschön nicht mehr soviel Photovoltaik und auch nicht mehr
so viel Wind. Das hat also nicht die Gezieltheit, die man fordern
müsste, um Ihre Ergebnisse zu
verwerten. ml1442 Ja, das eine ist eine
Zustandsermittlung, wieviel können die Netze aufnehmen, das
andere ist das Ziel einer möglichst hohen Versorgung aus
erneuerbaren Energien. Jede neue Photovoltaikanlage erzeugt
erneuerbaren Strom und vermeidet so Produktion aus konventionellen
Kraftwerken, Kohle- oder Atomstrom. Somit ist es per se durchaus
sinnvoll, weitere Anlagen zuzubauen. Aus Sicht des Netzes entstehen
immer weitere Probleme. Da sind die Netzbetreiber in der Pflicht,
diese Probleme zu vermeiden. Sei es durch Netzausbau oder durch
intelligente Maßnahmen. mh1529 Und
plötzlich fragt sich, wer sie zahlen soll, denn möglich
ist es. ml1533 Möglich ist es und es
ist auch notwendig. Die Netzbetreiber sind in der Pflicht, neue
Anlagen anzuschließen und der Ausbau wird [von] allen
Verbrauchern über die EEG-Umlage ausgeglichen.
Lora-Senderkennung - Freiheit on air
Audiodatei unter
http://www.hiereth.de/multimedia/1211es/121225-10.ogg
4 MByte / 6 min 16 s
Stromspeicher - im Keller und auf Rädern?
Auf die Energiewende verwendet Lora München
die laufende Sendestunde. Ich, Markus Hiereth, sprach an der TU
München mit zwei Ingenieuren der Elektrotechnik. Damit, dass
zusätzlich zu Mitteln für Windräder und Solaranlagen
auch Geld für Anpassungen der Strom-Infrastruktur aufgebracht
werden muss, schloss Martin Lödl eben. Darum, wer was tun kann,
dreht sich mein Gespräch mit ihm im nächsten Block.
ml1619 Einerseits ist
die fluktuierende Einspeisung das Problem. Nachts können die
Photovoltaikanlagen keinen Strom erzeugen. Tagsüber kann die
Leistung auch innerhalb von kürzester Zeit auf Null runter
gehen. Wenn Regenwetter auftritt. Das gleiche ist beim Wind. Es kann
eine Flaute auftreten. Die können zwar vorhergesagt werden,
aber die Höhe der Einspeisungen unterliegen großen
Schwankungen. Da muss agiert
werden. mh1700 Da gibt es eine Antwort
von Herrn Hamacher beispielsweise: 'Große Netze aufbauen, weil
irgendwo in Europa scheint die Sonne immer.' Ist das die
Lösung? ml1714 Das ist eine
Lösung, aber sicher nicht die Lösung. Wenn sie Strom
transportieren, haben sie lange Strecken dazwischen und Verluste und
um das im großen Stil zu betreiben, haben sie hohe
Kosten.
mh1747 Die Alternative
ist, den Strom zu puffern. Können sie da Zahlen nennen, wie
groß Speicher im Verhältnis zu Anlagen sein sollten? Da
hat jemand eine 5-Kilowatt-Anlage auf dem Dach. Wie groß
müsste sein Speicher sein, um die Spitzen
abzupuffern? ml1022 Der typische
Haushaltsstromverbrauch ist bei 10 Kilowattstunden pro Tag, davon
ungefähr 2/3 tagsüber, 1/3 in der
Nacht. ml1815 Mit einer 5 kW Anlage
könnten Sie sich durchaus selbst versorgen, wenn Sie sich einen
Speicher mit circa zehn Kilowattstunden in den Keller
stellen. Diesen können Sie tagsüber, wenn sie ihre
Peak-Produktion und wenig Verbrauch haben, aufladen und in den
Nachtstunden entladen und der reicht ihnen, um sich für einen
oder mehrere Tage selbst zu versorgen. Für den Winter, wenn die
Anlage schneebedeckt ist, sind diese Anlagen nicht
gedacht. mh1850 Was für Kosten
stecken da drin. Wie könnte man die Leute dazu bringen, dass
sie es dann auch realisieren. ml1900 Die
Kosten sind das große Problem. Wir reden von bis zu 1000 Euro
pro Kilowattstunde. Das sind schnell Kosten, die höher sind als
die der Anlage auf dem Dach. Es werden verschiedene
Fördermöglichkeiten diskutiert: Eine Umlage über alle
Netzbetreiber, eine Investitionsanreiz-Förderung. Aber im
Moment ist noch nichts beschlossen.
Wenn nun diese Energiespeicher so kostspielig
sind, liegt nah, sich ihrer zu verschiedenen Zwecken zu
bedienen. Damit kommen wir zurück zur den
Elektrofahrzeugen. Zumal die typischen Kapazitäten, die Georg
Stöckl für deren Akkus nennt, das Doppelte bis Vierfache
dessen sind, was eben Martin Lödl als vernünftigen
Haus-Strom-Speicher angab.
gs0911 Das ist stark
abhängig vom Fahrzeug. Es gibt Hybridfahrzeuge, die auch noch
Verbrennungsmotor haben. Da gibt es unterschiedliche Stufen, je nach
Elektromotor, bis hin zu vollen Elektrofahrzeugen. Dann sind
Speicher von 20 bis 40 kWh sinnvoll.
Ein riesiges Reservoir hätte man, wenn die
Zahl der Fahrzeuge in Deutschland bliebe wie heute. In Millionen von
Autos steckten Gigawattstunden von Energie. Trotzdem glaubt Georg
Stöckl nicht, dass, sobald privater und öffentlicher
Parkraum mit Kabeln zum Hin- und Herladen versehen ist, das
Speicherprobleme gelöst ist.
gs1947 Ich wollte
sagen, dass ich das eher problematisch sehe, dass man mit den
Elektrofahrzeugen auch wieder ins Netz zurückspeist. Weil
dadurch kommt es zu zusätzlichen Ladezyklen, dann schreitet die
Alterung im Speicher voran und senkt die Lebensdauer des
Speichers. mh2023 Gehört da nicht
eine Menge Intelligenz dazu, die vorhandene Batteriekapazität
vernünftig einzubinden? Eigentlich müsste man sagen: 'Ich
lasse ihn halb voll, dann ist eine Entladung und eine Nachladung
zulässig. Dann nutzt er dem Netz etwas. Denkt man in die
Richtung? gs2020 Wie gesagt. Ich bin der
Meinung, dass es sich innerhalb der nächsten paar Jahre nicht
rentieren wird, dass man mit dem Elektrofahrzeug
zurückspeist. Was auf jeden Fall sinnvoll ist, ist, dass man
den Ladeprozess steuert, also den Moment, in dem man anfängt,
das Fahrzeug zu laden. Die Speicher sind im Fahrzeug momentan mit
Abstand die teuerste Komponente.
mh0840 Auf welchem Weg
würden denn die Informationen über den Netzzustand
erhalten? ml0837 Das ist momentan Teil
der Forschung. Es gibt verschiedene Kommunikationwege. DSL,
Mobilfunk, Powerline, das heißt, das Energieversorgungsnetz
wird verwendet, um die Information zu übertragen.
Auf der Spur der Energie
mh2614 Wenn man jetzt
schwankende Energie einspeisen möchte, und der Verbrauch ist ja
auch schon immer schwankend gewesen, muss man den Netzzustand kennen
und jetzt frage ich mich, welche Gerätschaften sind eigentlich
notwendig, damit ich weiß, wo Elektrizität gebraucht wird
und wo sie überschüssig anfällt. Was sind das
eigentlich für Komponenten, die ich einbauen müsste oder
die vielleicht aus anderen Gründen heute schon drin
sind? ml2648 Da sind zwei Kriterien
ausschlaggebend für den Netzbetreiber: Das eine ist die
Höhe der Spannung, die sie messen können und die Frequenz,
mit der der Strom seine Richtung ändert. In Deutschland haben
wir hier 50 Hertz, der Strom ändert 50 mal in der Sekunde seine
Richtung. Je mehr Leistung sie dem Netz entnehmen, desto niedriger
wird die Spannung und in Extremfällen wird auch die Frequenz
geringer. Das sind zwei Kriterien, die die Netzbetreiber
überwachen. Die Spannung muss am Ort überwacht werden, die
Frequenz ist im gesamten System gleich und kann im gesamten System
überwacht werden. Wenn ein Rückgang der Frequenz erkannt
wird, heißt das, die Last ist zu hoch, ich muss Energie
anderweitig bereitstellen. Dieser Prozess ist autonom, der ist in
die Kraftwerksregelungen implementiert, der funktioniert
selbsttätig. Sobald ein Frequenzrückgang detektiert wird,
versuchen die Kraftwerke ihre Leistung zu erhöhen und Energie
in das Netz einzuspeichern. Das geht auch auf der anderen Seite:
Wenn zuviel Leistung im Netz ist, werden entweder zusätzliche
Lasten zugeschaltet, um die Leistung abzunehmen, oder die Leistung
wird reduziert.
mh2801 Also ist es
tatsächlich so: Ein Generator ist ein drehendes Teil, wo jemand
kurbeln muss, wo ein Esel rundlaufen oder ein Wasserrad, und wenn
ich auf der anderen Seite ordentlich Elektrizität abziehe,
spürt der Generator das und wird langsamer und die Frequenz
wird niedriger. Ist es wirklich so zu
beschreiben? ml2832 Es ist
tatsächlich so. Ein Sprung in der Last ist systemweit, das
heißt europaweit detektierbar und man kann Maßnahmen
einleiten, um dem
entgegenzuwirken. ml2852 Das ist aber nur
das eine Kriterium. Das zweite ist die Spannung vor Ort. Die wird in
der Regel gemessen im Transportnetz, im Übertragungsnetz in der
Höchstspannungsebene, teilweise noch in der
Mittelspannungsebene. In den Verteilnetzbereichen, an den
Hausanschlüssen wird aber nicht mehr
gemessen. ml2919 Die Netzbetreiber
verlassen sich hier auf ihre Erfahrung und ihre Netzauslegung und
hoffen, dass ihr System funktioniert. Wenn wir aber zunehmend
dezentrale Anlagen haben, die Einfluss nehmen auf die Spannung und
die Last, dann müssen einfach intelligente Geräte
installiert werden, die zusätzlich die Spannung überwachen
und in ihren Grenzen halten um Grenzwertüberschreitungen zu
vermeiden.
mh2954 Das heißt,
Information an variable Verbraucher geben: Jetzt abschalten und
wiedereinschalten, wenn ich was anbieten
kann. ml3003 Die Spannung kann über
den Verbrauch in das Netz geregelt werden. Es gibt aber auch
intelligente Steuerungsmaßnahmen. Zum Beispiel kann ein
Photovoltaikwechselrichter begrenzt Einfluss nehmen auf seine
Spannung vor Ort und versuchen, die in gewissen Maßen zu
steuern. Die Technologie ist entwickelt und erprobt und wird in den
nächsten Jahren eingesetzt
werden. mh3030 Das verstehe ich jetzt
nicht. Er müsste doch mit 220 Volt einspeisen, um am Netz
teilnehmen zu können. ml3036 Die
Netzspannung sind 230 Volt beziehungsweise 400 Volt im
Drehstromsystem. Die Nennspannung im Netz ist 400 Volt, bei
einphasigen Hausanschlüssen sind das 230 Volt Phase gegen
Erde. Diese Spannung ist aber nicht konstant. Sie schwankt über
den Tag und es gibt Grenzwert, die eingehalten werden. Die Spannung
darf maximal zehn Prozent höher oder niedriger sein. Wenn
zuviele Photovoltaikanlagen gleichzeitig einspeisen, an einem
schönen sonnigen Sonntag und wenig Last ist, dann steigt die
Spannung an. Sobald Grenzwerte überschritten werden,
müssten eigentlich die Wechselrichter abschalten und
dürften nicht mehr einspeisen. Neue Technologien gehen aber
davon aus, dass, sobald ein Anstieg der Spannung detektiert wird,
wird versucht, diese Spannung selbsttätig zu reduzieren, um in
den Grenzwerten zu bleiben um weiterhin einspeisen zu
können. Um weiter Anlagen ohne Netzausbau anschließen zu
können. mh3230 Also ist es ein
elastisches Produzieren, ein Erkennen der Netzsituation am
Einspeisepunkt. ml3221 Genau. Die
Wechselrichter messen die Netzbedingungen vor Ort und können
darauf reagieren. mh3230 Werden diese
Teile jetzt schon verkauft oder braucht es dazu einen schlauen
Minister, der sagt, 'Jetzt nur noch dieses Zeug kaufen
beziehungsweise verkaufen.' ml3240 Die
Technologie ist seit mehreren Jahren entwickelt und wird teilweise
schon von den Netzbetreibern
gefordert. Blindleistungsregelung. Cosinus phi, das ist der
technische Begriff dazu.
Die großtechnischen Vorschläge
Irgendetwas tut sich also nah an der Basis, und
womöglich weil dieser Cosinus Phi nicht für Talkshows und
Parlamentsansprachen taugt, hätten wir es fast nicht
mitbekommen. Bei den Hochspannungstrassen ist das gleich was
anderes. Deren Wichtigkeit erschließt sich schon begrifflich:
"Stromautobahnen" sind das, selbst wenn noch keiner erklärt hat,
wie später die Gondeln für die Autos einzuhängen
sind. Um sie gibt es Disput und Argwohn: Spricht sich die
Bundesregierung für sie aus, weil die etablierte Stromwirtschaft
es ihr eingeblasen hat? Wie kommentiert einer, der die Potentiale
regenerativer Stromerzeugung vor Ort als nicht ausgeschöpft
ansieht, diese großen Lösungen und eine
großtechnische Alternative wie die Wasserstofftechnologie, von
der aus es nicht mehr weit ist zur Erdgaswirtschaft, in der vieles
eingerichtet, verfügbar und bewährt ist: Fernleitungen,
unterirdische Speicher, Fahrzeugmotoren, Kraftwerksturbinen und
Gebäudeheizungen.
ml2444 Ich denke aber,
wir werden uns in Zukunft nicht auf eine einzige Speichertechnologie
beschränken, sondern wir werden einen Mix von
Speichertechnologien haben und je nach Einsatz die jeweilige
Technologie favorisieren. mh2457 Also sie
sagen, beide Wege einschlagen: Investieren in große
Elektrolyseeinrichtungen, die an Offshore-Windanlagen gekoppelt sind
und den Wasserstoff konvertieren in Methan und dann ins Erdgasnetz
einspeisen. Als Ergänzung zu den
Hochspannungs-Übertragungsleitungen. ml2531
Das ist ein sehr sinnvoller Einsatz. Das Erdgasnetz ist in
Deutschland sehr gut ausgebaut und man kann es als Puffer verwenden
und auch zur Verteilung. ml2543 Sie
können Energie in Norddeutschland einspeisen und an anderen
Orten entnehmen und entweder zurückverstromen oder zu
Heizzwecken verbrennen.
Allerdings, so, wie die Umsetzung anstehender
Aufgaben derzeit politisch vereinbart wird, begründet es Zweifel,
ob die privaten Netzbetreiber dabei eine Hilfe und einen Partner
darstellen. Zwar erklären sie sich bereit, Infrastrukturen zu
schaffen. Wegen des wirtschaftlichen Risikos jedoch, also etwaigen
Mehrkosten und Verzögerungen, die es mit Windanlagen oder Kabeln
in der Nordsee geben könnte, tritt man in Verhandlungen mit der
Politik und ringt ihr staatliche Haftungszusagen
ab. Wirtschaftsfreundliche Beobachter diagnostizieren, für ein
Unternehmen wie Tennet seien die Aufgaben zu groß. Andere
fragen, ob diese Infrastrukturen nicht besser gleich staatlicherseits
geschaffen werden: So und so schultern die Bürger das Risiko und
einige komplizierte Verträge bräuchten dann von vornherein
nicht ausgehandelt werden. Obendrein sind die
Übertragungsleitungen Infrastrukturen, die man kein zweites Mal
bauen mag, wenn ein künftiger Eigner sein Quasimonopol
auszunutzen beginnt. Nicht vergessen sind die Streitigkeiten um
"angemessene" Durchleitungs-Entgelte.
Verhandlungspartner, im Neusprech ja gern "Player"
genannt, verhalten sich in der Tat wie solche. Die Karten in
Zusammenhang mit solchen Projekten und dem Betrieb offen auf den Tisch
zu legen, kann für einen "Spieler" nur falsch sein. Und, wo nach
einer Privatisierung vorbeugend gegen Monopol- und Kartellbildung
Geschäftsfelder nicht mehr von einen Unternehmen gleichzeitig
beackert werden dürfen, werden aus technischen Betriebs-Daten
Unternehmens-Interna. Eine Gesamtschau auf Stärken und
Schwächen der Strom-Infrastruktur wird so unmöglich.
Lora-Senderkennung - Kein Kommerz auf Megahertz
Von Stromflitzern noch nicht elektrisiert
Zurück von der Netzinfrastruktur zum
Straßennetz. Elektroautos fallen auch 2012, drei Jahre nach
Verabschiedung eines "nationalen Aktionsplanes Elektromobilität"
nicht auf. Martin Lödl konnte immerhin schon eines fahren und
meint, die Zurückhaltung liegt ...
ml3543 am
Fahrgefühl aus meiner Sicht nicht. Die Erfahrungen sagen, dass
sich Elektroautos sehr komfortabel fahren lassen. Sie stehen an der
Ampel, die wird grün, ... Sie sind in kürzester Zeit auf
50 Stundenkilometer. Sie können durch die Stadt gleiten,
lautlos. Und wenn sie bremsen, wird die Bremsenergie wieder
verwendet, um die Batterie aufzuladen und beim nächsten
Startvorgang zu beschleunigen. mh3626 Ein
Opel Ampera ist seit einem halben Jahr auf dem Markt. Man sieht
trotzdem keinen auf den Straßen. gs635 Das liegt sicher am
Preis. Ich bin nicht sicher, was der kostet, 40000 Euro; in dem
Preissegment ist der Preis einfach zu hoch und wahrscheinlich auch
die Unsicherheit, wobei das bei einem Ampera nicht das Problem sein
sollte, weil man ja einen sogenannten Range-Extender hat, das
heißt, einen Verbrennungsmotor, mit dem man dann die Batterie
auflädt, wenn die leer ist. mh3707
Ich bin gar nicht so informiert, wie die Anbindung
funktioniert. gs3727 Das passt
zusammen. Sie haben im Fahrzeug ja einen Gleichrichter, der den
Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt. Der Motor wird ja auch mit
Wechselstrom betrieben. Da wird die Energie aus der Batterie
wechselgerichtet und dem Motor zur Verfügung
gestellt. ml3826 Eventuell bräuchten
Sie eine Starkstromsteckdose in der Garage, um das Auto
aufzuladen.
Sendungsabschluss
Und vielleicht auch erste Ladestationen in
Parkhäusern und auf Firmenparkplätzen. Wir sind damit am
Ende einer Stunde rund um regenerativen Strom, seine Gewinnung, seine
Speicherung und seine Verteilung. Meine Gesprächspartner waren
Tina Di Sano von Smart Hydro Power in Feldafing und von der
Technischen Universität München Stefan Krug, Georg
Stöckl und Martin Lödl. Die musikalischen Einstreuungen
stammten von Paul Wellers CD "22 Dreams" und das gilt auch für
den letzten Titel, "Empty ring". Als Autor und Redakteur am Mikrofon
verabschiedet sich Markus Hiereth.