Radio Lora, München
Markus Hiereth
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1209wa4
24.12.2012

KLEINSTWASSERKRAFTWERKE

Anmoderation

Im Prinzip findet man Strom aus regenerative Quellen, aus Sonne, Wind und Wasser nach wie vor gut. Gestritten wird jedoch um sie, weil ihre Einführung nicht billig sein wird. Anderswo gibt keine alten und neuen Technologien, sondern gar keinen Strom. Oder Stromerzeugung, die eher ein Behelf ist, vielleicht mit einem dieselschlürfenden Generator, ohne den es kein Licht und keine Kühlung für Medikamente gäbe. Speziell abseits der Netze können Systeme, die aus Wind und Sonne Elektrizität machen, punkten. An Flüssen können Wasserkraftwerke betrieben werden. In Feldafing am Starnberger See hat die Firma Smart Hydro Power ein Wasserkraftwerk konstruiert, welches nicht Bauwerk, sondern Gerät ist. Ich verschaffte mir Anschauung davon.

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Beitrag

Gleich hinter der Türe zur Werkstatt belegt ein Gestell einigen Platz, Schraubendreher hängen an einem Bord, hinten wird es wegen voller Regale eng. Anders als auf Fotos wirkt das Produkt hier nicht mehr ein Accessoire zur Planscherei. In einer Reihe nebeneinander stehen Sie: Wulstige Ringe, mit einer Propeller in der Mitte. Im Betrieb läge die Oberfläche des Flusses über unseren Scheiteln. Hinter dem Propeller weitet sich der von dem Ring gebildete Kanal. Welche seiner Seiten ist die der Strömung zugewandte? Wohl die weite, so dass viel Flusswasser aufgefangen wird und den Propeller zum Drehen bringen muss? Mitarbeiterin Tina Disano weiß es besser:
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Nein, komplett falsch. Das kleinere Ende mit einem Meter Durchmesser ist vorne. Also wir gucken jetzt von der Strom ...
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Also wir würden hinein gespült und zerhackt werden ...
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hineingespült, auf diese Rotorblätter, der uns überhaupt nicht wehtun würde. das sind drei Rotorblätter auf dem Rotorhalter, der direkt auf dem Generator geht. Die Rotorblätter sind aus Polyethylen, aber carbonfaserverstärkt. Die sind schwarz, die Turbine ist blau.
Von einer Komponente ist der Vorrat in den Regalen besonders groß, das sind metallglänzende, lange Zylinder. Man könnte sie für sprengstoffgefüllte Torpedos handeln. Tina Disano jedoch versichert.
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Wir sind keine Kriegsfirma, wir machen hier nur saubere Energie und machen die Leute glücklich damit. Das sind unsere Generatoren, die werden nach unseren Vorgaben produziert in Deutschland.
Seit kurzem gibt es einen Werkstattmeister, der die einzelnen Komponenten zusammenbauen wird. Zuvor durfte in der nur acht Mitarbeiter zählenden Firma jeder einmal Hand anlegen; auch Tina Disano selbst und die anderen Frauen im Team hätten sich schon mit der Montage befasst. Die Amerikanerin mit familiären Wurzeln in Italien und Deutschland rundet mit derlei ihre Erfahrungen mit den erneuerbaren Energien ab. Dass man diese hierzulande entwickelt und in die Versorgung einbindet, beeindruckte sie.
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Ich war ein Jahr lang in Deutschland als Studentin und habe mich dann immer für das Land interessiert, weil das Land ziemlich fortschrittlich ist auf der Seite von erneuerbaren Energien. Und ich finde, wie Leute das in Deutschland machen, da kann auch mein Heimatland Amerika viel lernen.
So kam sie gerne für ein Praktikum zurück, einbringen sollte sie ihre Ausbildung im Bereich Marketing und da sie zwei Jahre später nun angestellt ist, wird ihr das gut gelungen sein. Ihren Kontakt mit Kunden begleiten in Europa ganz andere Aspekte als anderswo. Denn auch Leute hierzulande wollen mitunter Strom erzeugen und haben dabei ein Uferstück für "ihr" Kleinstwasserkraftwerk im Sinn.
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In Deutschland sind alle Daten vorhanden, da gibt es Webseiten für alles: Pegelstand, Flussbett, Flussbreite, nächstgelegener Netzeinspeisepunkt. Also man kann da alles finden was man braucht. Aber in Entwicklungsländern sieht es ganz anders aus.
Doch abgesehen davon, dass mit spontanen Anfragen vom Orinoko und vom Sambesi nicht zu rechnen ist, weiß Tina Disano, dass es dann darum ginge, an Informationen zu kommen, die noch nicht ins World Wide Web eingespeist sind.
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Was für Fließgeschwindigkeiten sind da in einem Jahr. Die gibt es nicht in Entwicklungsländern. Die müssen wir dann selber ausmessen.
Wenn das Wasser mit 1,5 Metern pro Sekunde unterwegs ist, ist die Stelle prinzipiell geeignet. Bei 2,75 Metern pro Sekunde erreicht der Generator die maximale Stromerzeugung; das ist jedoch schon sehr schnell und es ist klar, dass, wer die Kraft des Wassers nutzen will, dieser Kraft auch standhalten muss. Noch ein Grund für einen Besuch vor Ort, denn Kies, Sand und Schlamm geben nicht den nötigen Halt. Das Kleinstwasserkraftwerk ...
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das schwimmt an der Oberfläche vom Wasser und wird zum Boden, also zum Flussboden hin verankert, entweder mit einem normalen Schiffsanker, oder einem Zementblock, oder auch mit Stahlseilen, wenn es eine Kanalinstallation ist, kann man es auch zu den Kanalwänden befestigen ...
In etwa so gestaltet sich auch die Befestigung der Wasserrads, das die Firma im LORA-Sendebereich laufen lasst. Es zwackt in Giesing, versteckt hinter der Kraemerschen Kunstmühle, dem Auer Mühlbach etwas Energie ab - viel weniger als die Turbine, die ein paar Meter weiter im Mühlengebäude rotiert. Doch hierher kommen die Techniker von Smart Hydro Power, wenn es um Tests mit Wechselrichtern und anderen elektrischen Komponenten geht. Die stehen am Ufer. Was das komplette System idealerweise für ein Dorf abseits des Stromnetzes leisten kann, zählt Tina Disano auf:
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Also die Turbine erzeugt 24 Stunden am Tag Strom, "baseload-Strom", nicht wie Solar oder Wind. Immer da. Man kann damit auch Maschinen betreiben, nicht nur Licht. In Entwicklungsprojekten nutzen die hauptsächlich Solar oder Wind. Wasser bringt eine Grundlast da. Zweitens, wenn die Turbine 5kW Nominalleistung produziert, dann kriegt man ungefähr 42000 Kilowattstunden im Jahr, das heißt, zehn durchschnittliche deutsche Haushalte. In einem Entwicklungsland kann man ein Dorf von 200 bis 400 Leuten versorgen mit Licht. Die Größenordnung ändert sich sehr, wenn man von verschiedenen Ländern und ökonomischen Niveaus redet.
Zwei Exemplare aus einer Beta-Serie lieferte Smart Hydro Power in Deutschland aus, eines in die Schweiz, weitere nach Peru, Pakistan und Indonesien. Technische Probleme mit den Anlagen selbst seien nicht zutage getreten, kein Generator sie undicht geworden und vollgelaufen. Die an der Elbe gemachten Erfahrungen erachtet Tina Disano für den Kontakt mit der Wasseraufsicht als hilfreich.
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Also das ist eigentlich die erfolgreichste Installation bisher. Die Angst auf der behördlichen Seite ist immer, dass wir mit dem Schiffsverkehr Probleme verursachen könnten. Da war es wirklich problemlos sechs Monate: Die Turbine schwamm an der Seite und es war kein Ding.
Heikler sind die Dinger und die Sachen, die in Gewässern mitunter auf das Wasserkraftwerk zuschwimmen.
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In der Schweiz sind wir auch in einem Kanal und wir haben da einige Erfahrungen auf der Treibgutseite, wo wir noch arbeiten müssen. Aber wir sind auf dem richtigen Weg, weil wir dort einen sehr kompetenten Partner haben.
Naiver Anschauung nach werden in Entwicklungsländern, wenn ein Ast ein solches Kleinstwasserkraftwerk blockiert, die Leute vom Dorf ihn rasch entfernen, so dass der Strom wieder fließt.
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Das ist genau richtig. Dort ist der Strom notwendig. Die kümmern sich darum, ihr eigenes Gerät zu warten. Wir haben jetzt zwei große Projekte. Einmal in Peru und einmal in Indonesien. Die noch nicht installiert sind. Die werden wir innerhalb der nächsten zwei Monate installieren. Wir werden die auch dort vor Ort die Dörfler betreuen, mit der Installation und mit der Wartung und zeigen, wie man das macht und auf die Turbine aufpasst.
Allerdings fragt sich, ob für ein Dorf, das sich gern selbst um sein Kraftwerk kümmert, eine Anlage für vielleicht 15000 Euro erschwinglich ist. Wen kann man sich als Käufer vorstellen? Wer sind die Adressaten für das Marketing? Tina Disano verweist auf Joint-Ventures mit Firmen, die auf Strom angewiesen sind und ihn zur Zeit mit Dieselgeneratoren erzeugen.
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Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel, die großen Stromkonzerne, die in dem Land arbeiten. Die haben die Aufgabe, die Leute mit Strom zu versorgen. Die besitzen diese Inselnetze und die werden momentan meistens mit Diesel in Betrieb genommen. Die haben ja ein persönliches Interesse, ihre Kosten zu reduzieren.
Für Tina Disanos Firma gilt wiederum, die Ausgaben zur praktischen Erprobung, für Kundenbetreuung und Vertrieb klein zu halten; nicht einfach, bei Geschäftsbeziehungen von Kontinent zu Kontinent
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Wir skypen sehr viel, Skype kostet nichts. Wir haben fast keine Kosten auf der Werbungsseite momentan. Aber dafür hohe Reisekosten, relativ. Und versuchen, so viel wie möglich auf Konferenzen eingeladen zu werden ...
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Es ist auf jeden Fall ambitioniert wie wir vorangehen; weil wir wollen gleichzeitig in Südamerika aufbauen als wie in Indonesien als wie in Pakistan. Dafür brauchen wir und zum Glück haben auch zuverlässige Partner, die auch Kosten übernehmen. Die bezahlen zum Beispiel vor Ort Prospekte. Die im Land angepasst sind für die einheimischen Leute, dass es interkulturell verständlich ist. Die teilen schon Werbungs- und Markteinführungskosten.

Abmoderation

In Feldafing am Starnberger See entstehen Kraftwerke, die zur Stromerzeugung nur in den Fluss hängen muss. Bilder und weitere Informationen gibt es im Internet unter www.smart-hydro.de.