Vince Ebert wiederholte seine Aussage [1] von 2008, wonach Atmungsverzicht de Kohlendioxidausstoß beim Fahren eines Porsche Cayenne ausgleichen könne. Darüber hinaus legt er dem Publikum nahe, dass die Probleme von heute - Umwelt, Klima, Energie - so gravierend nicht sind. Er ...
Für den Fall, dass der Kabarettist wieder den Vergleich von Kohlendioxidmengen Atmen / Porschefahren vorträgt, stehe ich von meinem Platz auf und weise darauf hin, dass es sich um Zahlen aus seinem Buch "Denken Sie selbst" von 2008 handelt und dass er seit Jahren wissen könnte, dass er mit seinem Ergebnis rund drei Zehnerpotenzen falsch liegta. Um solche Fehler künftig auszuschließen, hätte ich einen Abakus, dem ich ihm als Rechenhilfe übergeben möchte.
Vince Ebert stellt zum Problem des Klimawandels nur lapidar fest, dass der Kohlendioxidausstoß, der mittelbar zu erwarten ist, wenn Eltern ein Kind in die Welt setzen, zwanzigmal größer ist als der eines Sportwagens. Insofern stünden er und seine Frau als kinderloses Paar gut da.
Das nun vorgebrachte Zahlenverhältnis ist eine Erörterung nicht wert. Es gibt daran, anders als bei der 2008er Version des Klimaschädlichkeit-Vergleichs, auch nichts nachzurechnen. Insofern verzichtete ich auf meine Aktion während des Bühnenprogramms.
Allerdings stand Vince Ebert nach dem Abend am Ausgang des Lustspielhauses bereit, um sein aktuelles Buch zu verkaufen und sich mit Gästen über den Abend auszutauschen. Ich sprach ihn an, weswegen er, anders als in Frankfurt im Oktober, den Vergleich Atmungsverzicht und Sportwagenfahren nicht gebracht habe. Ebert wollte wissen, warum mich das interessiere. Ich erwiderte, die Rechnung habe nicht gestimmt. Freimütig räumte der Kabarettist ein, dass das schon sein könne.
Ich nahm den Abakus aus dem Rucksack und erklärte, dieses Rechenhilfsmittel sei ein Geschenk von mir für ihn und führte ihm anhand eines überzähligen, elften Drops vor, dass der Abakus essbar bestückt sei. Das könne tröstlich sein, wenn ihn die Mathematik einmal zu sehr frustriere. Ebert nahm das Geschenk gerührt entgegen.
Über den Kabarettabend und die Aktion berichtete Kilian Deyerl am 6. Dezember auf Radio Bayern 2 im Magazin Zündfunk [2].
Rechengang
Um den Kohlendioxid-Ausstoß eines Menschen zu ermitteln, kann der Einfachheit halber von reinem Traubenzucker C6H12O6 als Energielieferant (a), von dessen Energiegehalt (b) und vom täglichen Energiebedarf eines Menschen (c) ausgegangen werden.
Der Mensch und tierische Lebewesen können die Energie in Zucker durch folgende Reaktion gewinnen:
Die Kohlenstoffatome der energiereichen Zuckermoleküle gehen alle in Kohlenstoffatome der energiearmen Kohlendioxid Moleküle über. Es bestehen feste Zahlenverhältnisse: Pro Zuckermolekül entstehen sechs Kohlendioxidmoleküle. Die Molekülmassen betragen 180 g/mol für den Zucker und 44 g/mol für Kohlendioxid. Somit entstehen pro Gramm Zucker durch die Reaktion rund 1,5 g Kohlendioxid.
Dieser Mensch müsste 3740 kcal / (3,74 kcal/g), also 1000 g Zucker pro Tag essen. Könnte er seinen Stoffwechsel für rund eine halbe Stunde pro Tag einstellen, wäre seine Zuckerverbrennung um 0,5 / 24 = 1/48, also rund ein Fünfzigstel geringer. Dies wären 20 g Zucker pro Tag und 600 g Zucker pro Monat.
Nach obiger Formel entstehen aus 600 g Zucker im Körper 900 g Kohlendioxid, die dieser Mensch ausatmen wird. Die von Vince Ebert angeführte, mit dem monatlichen Fahrpensum auf dem Porsche zusammenhängende Kohlendioxidmenge von 400 Kilogramm ist viel größer. Vince Ebert präsentiert also Zahlen, die den Porsche um einen Faktor von Hundert bis Tausend zu niedrig oder den Menschen entspreched zu hoch bewerten.