Dipl.biochem Markus Hiereth
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26.3.1997

Kühlschrankbauer mit Sonnenstich
Zeolith-Kühlaggregat will Sonne statt Strom

Wo die Sonne knallt, sind eisgekühlte Drinks rar. Um ein wirkliches Problem handelt es sich hier nicht, aber die Lagerung von Nahrung und empfindlichen Medikamenten ist eines, zumal Strom nahe des Äquators, in der Dritten Welt, alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Die Partner EG Solar e.V. in Altötting und die ZEO-TECH GmbH in Unterschleißheim bei München glauben, mit einem solar angetriebenen Kühlschrank eine Lösung parat zu haben. Im Mittelpunkt der neuen Technik steht eine Siliziumverbindung mit dem Namen Zeolith. Dank großer Hohlräume im Kristallgitter vermag sie bis zu einem Fünftel ihres (Trocken-)Gewichts Wasser einzulagern. Dies geschieht so heftig, daß Wasser, in ein Reagenzglas mit trockenem Zeolith gegossen, augenblicklich aufkocht.

Des Zeoliths heißer Durst kann jedoch ebenso Kälte erzeugen. Wenn die Reaktionspartner in getrennten Behältern bleiben, zwischen Zeolith in einer "Absorberpatrone" und Wasser in einem "Verdampfer" bloß eine Verbindung geschaffen wird, wechselt das Wasser gasförmig die Seite. Am raschesten tut es dies, wenn das Innere des Systems luftleer gepumpt worden ist. Daß Wasser sich ohne Wärme aus der Umgebung nicht verflüchtigen kann, äußert sich als Kälte, die im Verdampfer entsteht. Damit fehlten den Ingenieuren um dieses Bauteil herum nur vier isolierende Wände und eine Tür vorne; komplett war der Kühlschrank.

Die Lösung des Problemes, was ist, wenn der Zeolith wassersatt ist, trugen die Techniker der Sonne an. Zunächst kommt eine neue Zeolith-Patrone ins Aggregat. Die erschöpfte Patrone wird in einem Hohlspiegel plaziert, wo konzentriertes Sonnenlicht sie aufheizt. 200 Grad Celsius werden ohne weiteres erreicht. Ab dieser Temperatur kann sich das Wasser nicht mehr im Zeolith halten und entweicht aus der Patrone. Bei Versuchen genügte schon die Sonneneinstrahlung eines wolkenlosen Tages in Süddeutschland, um eine Patrone zu regenerieren. Der Kreislauf von Wasserauf- und Wasserabgabe verändert ihre Zeolith-Füllung selbst nicht.

Da das Kühlaggregat mit einem festen, ungiftigen und chemisch beständigem Herzstück läuft, sind die Voraussetzungen für den Gebrauch in Entwicklungsländern günstig. Tatsächlich treffen Zeo-Tech Geschäftsführer Peter Maier-Laxhuber zufolge beim Projektpartner der EG-Solar, der den Spiegel zum System beisteuerte, Anfragen aus Ländern ein, deren Namen er (Maier-Laxhuber) "nie gehört habe, geschweige denn weiß, wo sie sind". Doch muß vor dem nächsten Schritt ein wirtschaftliches Problem ausgeräumt werden. Zwar mutet das Aggregat mit 400 Mark für unsere Verhältnisse billig an, doch erst Serienfertigung und einfachste Bauteile, "Kaffeedose statt Edelstahlbehälter" (Maier-Laxhuber), versprechen ein für Dritt-Welt-Verhältnisse erschwingliches Produkt.

Nun bringt der Partner, die (gemeinnützige) EG-Solar zwar Verbindungen in 80 Länder der Erde ein, aber das Kapital für den Aufbau einer Kleinserienfertigung fehlt. Einerseits rechnen ZEO-TECH und EG-Solar fest auf Fördermittel des Münchner Wirtschaftsministeriums. Andererseits nimmt sich auch der fünfzigprozentige Eigenanteil der Investition, 160 000 DM, als Hürde aus, hatte doch die EG-Solar bei den bisherigen Beziehungen nicht auf Gewinn, sondern auf partnerschaftliche Entwicklung gesetzt.

Obenstehendes Manuskript war Vorlage für nebenstehende Meldung in der Rubrik Panorama der Ausgabe 15/1997 des Nachrichtenmagazins FOCUS.
Scan Focus 15/1997