EIN HEIKLES ERBSTÜCK AUS DER UDE-ZEIT Umstrittene Umfragen und teure Dienste: Die Justiz ermittelte monatelang gegen Verantwortliche der SPD-Fraktion [...] Die Partei und die SPD-Fraktion nahmen eîn paar tausend Euro in die Hand und beauftragten das Institut "TNS Infratest". Solche Umfragen kommen häufig in der Politik vor: Welche Kompetenzen werden dem Kandidaten zugeschrieben? Wo fehlt es? Ist er sympathisch? Wen würden Sie wählen? Die Geschichte hat die Umfrage längst überholt, im Herbst 2013 verlor Ude die Landtagswahl haushoch gegen die Seehofer-CSU. In der Justiz hatte der Vorgang aber bis jetzt ein Nachspiel. Wegen des Verdachts der Untreue hat die Münchner Staatsanwaltschaft bis Mitte März gegen den SPD-Abgeordneten Harald Güller ermittelt. [...] Im Ergebnis befanden die Staatsanwälte, die Kosten der Umfrage seien zwischen Fraktion und Partei aufgeteilt worden. Ein vorsätzlicher Gesetzesverstoß könne "nicht beweissicher festgestellt werden". Dass die Erhebung immer nach Partei und nie nach Fraktion gefragt habe, liege daran, dass die meisten Menschen mit dem Begriff "Fraktion" nicht so viel anfangen können. Das Güller-Verfahren wurde im März eingestellt. Der Politiker ist damit juristisch unbelastet. Am Ende stehen nur ein paar Informationen, die viel interessanter sind als die Umfrage selbst: nämlich ihr Preis. Die SPD-Fraktion machte dafür über 35OOO Euro locker, die Partei steuerte 82OO Euro bei. CHRISTIAN 0EUTSCHLÄNDER Münchner Merkur vom 14.05.2016