Über die vergangenen zwei Wochen verteilten sich die Angebote des vom Verein für sexuelle Emanzipation Braunschweig initiierten Sommerlochfestivals. Dazu gehörten Informtionsveranstaltungen, Parties, Film und seit Freitag abend war der Burgplatz Mittelpunkt eines bunten Lebens und jeder und jede war willkommen. In Pandoora spezial heute versuchen wir, Susanne Wilke und Markus Hiereth, etwas von diesem Treiben, den Gedanken dahinter und den Personen ins Radio zu bringen. Wir trafen die Künstler, fragten anwesende Politiker nach ihren Haltungen und fingen mit unseren Recordern hoffentlich auch ein Fitzel des schwul-lesbisch-bisexuell orientierten Festivals auf, so dass Sie neugierig am Radio bleiben. Mit welchem Musikstück fangen wir an?
Santana - My man
Freitagabend lief von 7 bis etwa halb 10 Uhr das von Holger Edmaier moderierte Bühnenprogramm. Während des Gespräches mit ihm stand eine andere Künstlerin auf der Bühne. Von diesem Auftritt haben wir insofern nur den ersten Song mitbekommen. Aber die Stimmung muss die Künstlerin stetig angeheizt haben, denn der Applaus am Ende war stark und man holte Nessi Tausendschön für eine Zugabe zurück auf die Bühne. Nach den Autogrammjägern hatte Markus sie am Tisch für ein Gespräch.
Nessi Tausendschön. Das ist jetzt ein Auftritt gewesen vor vielen Leuten auf dem Burgplatz.
Ich bin bezüglich SM etwas sprachlos geworden. Die Situation führte aber zu einer Art "tête à tête", denn die Dame in den schwarzen Lackklamotten, Jutta, hatte einen Schirm und an der Georg-Eckert-Straße stellte sich einer der Wolkenbrüche dieses Tages ein. Zur Komplettierung dessen, was bei der Parade über diesen BDSM-Kreis zu erfahren war: Am Wagen dieser Gruppe stand "Liebe braucht kein SM, aber SM braucht Liebe." Derlei und mehr konnte man lesen, sehen. Es gab Passanten in der Nähe, am Bürgersteig ...
Wie denken Sie über das, was hier auf den Straßen los ist. Gut. Ist mal was anderes. Gut. Man muss das mal gesehen haben.
Es gab andere Passanten, zwanzig Meter weiter am Bohlweg, zu Füßen der reitenden Herzöge, wo Freunde des Konsums ins ECE stoßen ...
Hallo Sie sind überrascht von dem Geschehen in Braunschweig? Kein Interview dazu. Da bin ich altmodisch. Die haben für mich alle einen Knall.
Was ist eine Drag-Queen? Tatjana Taft. Unter www.tatjanataft.de stellt sich mein Interviewpartner im Internet vor.
Motto des heutigen Kostüms: Rokokococktail. Ich bin jetzt das zehnte Mal beim Sommerlochfestival.
18 Uhr Podiumsgespräch auf der Bühne des Burgplatzes mit den Bundestagsdirekt-Kandidaten für Braunschweig. Frage, ob sie Belange von Homo- und Bisexuellen nachvollziehen können aufgrund des beruflichen Hintergrunds.
Thomas Röver, Energieberater, Die Linke
Ja,
das fällt mir auch ein bisschen schwer. Wohngemeinschaft mit
Schwulen und Lesben in der Berliner Studienzeit.
Helmut Bloecker, Chemiker, Grüne
Ein Chemiker
kommt dazu, solche Haltungen zu entwickeln, weil er Freunde hat, die
schwul, lesbisch oder auch transgender sind.
Carsten Müller, Jurist, CDU
Gleichberechtigung, gleiche Teilhabe in politischer und
gesellschaftlicher Hinsicht, das sind Themen, die mich dazu
bringen. Und als Bundestagsabgeordneter sind es Themen, die hier in
der Wahlkreisarbeit eine Rolle spielen. Absolute Normalität muss
gelten.
Florian Bernschneider, Student, FDP
Also wie man
mein BWL-Studium und Schwulen- und Lesbenpolitik zusammenbringt,
weiß ich auch nicht. Aber ich bin Liberaler im Herzen und
deshalb gehört Gleichbehandlung von allen Menschen zur
politischen Orientierung dazu.
Carola Reimann, Biotechnologin, SPD
Also wenn mein
naturwissenschaftlicher Hintergrund einen Aspekt gibt, dann ist es die
Studie, die die Bundesministerin für Justiz vorgelegt hat. Zu
Kindern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und da zählen
für mich als Naturwissenschaftler eher die Fakten als die
Vorurteile und die Studie belegt, dass Kinder in Regenbogenfamilien
genausogut aufwachsen wie in allen anderen Familienformen. Wenn so ein
Beleg auch da ist, dann muss man auch das Adoptionsrecht nochmal
ändern.
Motivation für 2010, ist offenbar da. Internetadressen für
Unterstützer und Interessenten
– www.vse-braunschweig.de,
– www.sommerloch-bs.de
Welches große Ziel die Bewegung verfolgt
und weswegen Festivals wie dieses veranstaltet werden, sagte uns
Holger Edmaier, als wir die Frage streiften, ob das Grundgesetz im
Sinne homosexueller Menschen überarbeitungsbedürftig
ist.
Du hast ja eben gesagt, ob es nicht reichen würde, das einfach auf den Artikel 1 zu kaprizieren und zu sagen: OK, wir gehen einfach von der Würde des Menschen aus. Ich sage immer, und das werde ich heute abend auch auf der Bühne noch sagen, das ist der letzte Satz des heutigen Abends, dass, so lange noch eine Mutter oder ein Vater in Deutschland nach dem Outing ihres Sohnes oder ihrer Tochter fragt: Was habe ich falsch gemacht? So lange haben wir noch ein Problem und so lange muss es CSDs geben, so lange muss es politische Arbeit weiter geben, bis es zu einer wirklichen Gleichstellung kommt zwischen heterosexuellen, Homosexuellen, Bisexuellen und Transgendern.
Das war Pandoora spezial am Wochende des 14. Braunschweiger Sommerloch-Festivals. Auf dem Burgplatz und im Wolkenbruch und unter dem Regenbogen für Sie unterwegs waren Markus Hiereth und Susanne Wilke. Schönen Tag.
Frankie goes to Hollywood - Ferry cross the Mersey>