Anmoderation
Weshalb bloß weiden Schafe unbeschwert in der Gifhorner Heide? Weshalb sagt auf den Äckern entlang der Aller der Hase dem Fuchs unbesorgt "Gute Nacht"? Weil man am wichtigsten Ort dieser Gegend, Wolfsburg, den eigenen Namenspatron lang nicht mehr gesehen hat: Im Braunschweiger Land wurde 1824 letztmalig ein Wolf angetroffen und gleich auch zur Strecke gebracht. Doch wenn das Naturhistorische Museum nun den Wolf zum Thema einer Ausstellung macht, hat das Gründe, um die Markus Hiereth weiß ...
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Unter Zoologen rechnet man nämlich damit, dass der Wolf von Osten aus nach und nach Deutschland wieder besiedelt. So werden die Gefühle, die er als Raubtier zweifelsfrei weckt, von neuem relevant und das Staatliche Naturhistorische Museum setzt daher an, bei Spaziergängern, Landwirten oder Schäfern vor die Gefühle zum Wolf das Wissen über ihn zu plazieren. Profunde Erkenntnis hat das Görlitzer Senckenberg-Museum bereits in Form einer Ausstellung parat. Diese kann jetzt an der Pockelsstraße in Braunschweig besucht werden. Einige der darin angeschnittenen Aspekte führt der Leiter des Senckenberg-Museums, Willy Xylander, an.
Sie zeigt einmal, wo die Wölfe vorkommen, wie die Fortpflanzung der Wölfe ist. Sie zeigt [...], dass die Wölfe bei uns als Familienverbände strukturiert sind. Sie zeigt, was für Tiere gefressen werden. Die Wölfe sind Räuber, aber was sie fressen, haben wir mit Forschungsergebnissen untermauern können. [...] Es wird aber auch gezeigt, wie das Verhältnis zwischen Wolf und Hund ist. Denn der Hund, unser bester Freund, ist ein Abkömmling der Wölfe. Wie die Beziehung zwischen diesen beiden Unterarten ist, greift ebenfalls diese Ausstellung auf.
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Am östlichen Rand Sachsens wird der Wolf, der im Übrigen eine geschützte Tierart ist, seit längerem beobachtet. In den 1980er Jahren sahen sich erste polnische Wölfe sporadisch in der Görlitzer Heide um. Vor zehn Jahren war dieser Streifen Land, wo die Bundeswehr übt und Radbagger nach Braunkohle schürfen, einem Pärchen zur Familiengründung angenehm. Welches Ambiente dem Wolf lieb ist, umreißt der Zoologe.
Es müssen relativ große Räume sein. Die Wölfe haben ein Minimalterritorium, das für ein Wildtier schon ziemlich groß ist. Sie müssen unzerschnitten sein, es dürfen keine oder gar mehr Straßen durchgehen und er muss wildreich sein. Sie müssen als Nahrungs-bedingungen vorfinden, Rotwild, Rehwild, Schwarzwild muss in ausreichender Zahl vorhanden sein. Und, ein weiteres wichtiges Kriterium ist, dass der Mensch in diesen Räumen keine große Rolle spielt.
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Vermutlich fügt sich diese Idealvorstellung gut an diejenige von Spaziergängern. Doch wie sind die Chancen für anders aufgelegte Zeitgenossen: Für Lebensmüde und von naturkundlichem Interesse Geplagte? Besteht für sie nennenswerte Wahrscheinlichkeit, die Wege des graubraunen Frischfleischfreundes zu kreuzen? Willy Xylanders, in der Görlitzer Heide gemachte Erfahrungen, sprechen dagegen.
Ich habe selber viele Jahre in der Region gearbeitet; nicht allein mit Wölfen, sondern mit anderen Tieren. Ich habe nie einen Wolf gesehen. Wolfsspuren ja, gelegentlich auch einen Wolfsriss, wenn also ein Tier von einem Wolf getötet worden ist, aber einen Wolf selber habe ich nicht gesehen.
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Aus naheliegenden Gründen werden Jäger, Landwirte und Schäfer nach Meister Isegrims Appetit fragen und Verluste bei den selbst gehegten Tieren nicht gerne hinnehmen. Deshalb betreibt man im Bundesland Sachsen "Wolfsmanagement". Darunter zu verstehen ist einmal das Beobachten dieser Raubtiere, darüber hinaus jedoch, etwa in Hinblick auf die Schäferei, dass ...
... man versucht, mit dem Wolf klarzukommen: Die Probleme, die er unter Umständen macht, durch Maßnahmen in den Griff zu bekommen.
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Also man hat Elektrozäune eingeführt, Flatterbänder, man hat Herdenschutzhunde eingeführt. Diese Maßnahmen sind über längere Zeit sehr effektiv gewesen. Die sind heute auch noch effektiv, aber auch der Wolf hat sich darauf eingestellt. Man sucht also neue Maßnahmen.
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Offenbar sind die Angelegenheiten also "im Fluss". Eine generell eher wolfsfreundliche Stimmung hat sich eingestellt. Das erwies auch der Abend der Ausstellungseröffnung, zu dem Kinder vom Kinderwald aus Hannover angereist waren. Im Chor mit ihrem Betreuer Manfred Kindel hatten sie freudig "Die Rückkehr der Wölfe" besungen. Aufgefressene Großmütter und verzehrte Geißlein rechtfertigen es für diese Kinder anscheinend nicht mehr, den Bauch des Räubers zu öffnen. Sie betrachten solche Situationen aus biologischer Warte und wissen, dass, wen Mutter Natur mit einem Magen ausstattete, auch Hunger haben darf.
Die Leute denken der Wolf ist böse, weil er manchmal ein Schaf erlegt, aber das ist ja nur sein Leben. Musik
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Liedausschnitt
Abmoderation
Die Sonderausstellung "Wölfe" des Staatlichen Naturhistorischen Museums Braunschweig ist geöffnet dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr und mittwochs am Abend zwei Stunden länger, bis 19 Uhr. Eintritt für Erwachsene 3 Euro, ermäßigte Tageskarte 2 Euro, Eintritt für Kinder von 4 bis 16 Jahren 1 Euro.