Sicher ist es schnödes Leitungswasser, welches Susanne Knaack zapft, um ihre Acrylfarben flüssig oder pastos zu bekommen. Was derzeit allerdings in der Galerie Riddagshausen in Serien kleiner Formate und auf großen Leinwänden hängt, beschwört Wasser im großen, überwältigenden Sinn und löst die vom Ausstellungstitel "Meer. Wasser. Seen." geweckten Erwartungen ohne Abstriche ein. So erging es jedenfalls Markus Hiereth, der am Rande der Vernissage mit der Künstlerin Susanne Knaack sprach und sie fragte, welchen Anteil die Natur selbst an der Entstehung der Werke haben.
Das sind alles reine Atelierbilder. Ich denke, das sind Bilder aus der Erinnerung. Ich muss dazu sagen, ich habe nicht so sehr viel gesehen. Ich bin nicht um die ganze Welt gereist und habe mir alles angeguckt, sondern es sind Empfindungen von dem, was ich kenne und das ist meistens Norddeutschland und alles, was sich daraus in meinem Kopf und auf der Leinwand ergibt.
Die Wirkung jedenfalls wird davon in keiner Weise geschwächt. Die Leinwand füllen Walzen von bleiernem Grau, keck gekrönt von Fetzen in Weiß. Darüber schimmert es manchmal silbern oder Grau lastet düster über der Szenerie. Es frappiert, wie die Texturen in und die Übergänge zwischen den Flächen suggerieren, was Wasser kann oder mit ihm geschieht: Es spritzt, schäumt, flutet, es glitzert, bildet Dunst, es kann erstarren und als Eisplatte wieder knarzend zu Bruch gehen. "Meer, Wasser, Seen" waren als Sujet immer schon gefragt, man denke an holländische Meister oder Caspar David Friedrichs Blick auf die Ostsee. Alles Beiwerk weglassend, führt Susanne Knaack die Tradition des "Seestückes" zeitgemäß weiter. Sogar auf Farben verzichtet sie, was, ihr zufolge, die Wiedergabe des Themas keineswegs erschwert.
Ich würde sogar fast meinen, dass es einfacher ist. Für mich persönlich ist es so, dass die Farbe, also die bunte Farbe, das Rot, das Gelb, das Blau; dass die eine sehr starke eigene Kraft haben. Ein kleines Beispiel: Im Farbenladen, wo man Pigmente kaufen konnte, habe ich immer in diese Pigmentsäcke reingeguckt und habe gedacht, diese Farbigkeit, dieses Reine, das ist im Grunde schon genug. Da braucht man gar nichts mehr zu machen, da braucht man kein Bild mehr zu malen. Da ich aber gerne malen möchte und mich das auch bewegt, habe ich gedacht "gut, ich filtere jetzt einfach alles heraus, was nicht mehr notwendig ist." Das was ich sagen will, das kommt am allerbesten mit Schwarz und Weiß 'rüber. Das reicht als Information vollkommen aus und die Farbe würde vielleicht sogar einen Aspekt hineinbringen, der diese Härte, die Schwarz und Weiß ja haben, diese Entschiedenheit dämpfen würde, in einer Richtung, die ich nicht will.
Romantik bleibt auch insofern außen vor, als die Künstlerin durchgängig an der Grenze zwischen nicht gegenständlich und gegenständlich bleibt. Nur eine Deutung vorhandener Formen und Strukturen führt - neben Räumlichkeit und Licht - zu Materie, und zwar immer Wasser, ob flüssig, fest oder in der Luft. Hinzu kommt nur noch Sand; oft in kurvigen Dünen oder platt wie dort, wo Wellen in ihm verlaufen. Der Begriff "elementar" trifft überdies auf Susanne Knaacks malerische Technik zu. Auf Hartfaserplatten oder auf Leinwand trifft man Oberflächen an, auf der sich Schwarz und Weiß kräuselnd voneinander getrennt halten. Anderswo sitzen dicke Flecke, werden von helleren wie dunkleren Farbadern umschlungen und bilden zusammen ein marmoriertes Grau. Die Vorstellung von Flüssigkeit gelingt Susanne Knaack wohl gerade, weil Farbe bei ihr fließen darf. Sie mittels Pinsel aufzutragen, davon kam sie im Laufe der Arbeit an der Serie ab.
Ich denke, das geht über den Prozess. Die Bewegung ist das entscheidende. Dass dieses Material, das Wasser in der Natur und die meistens sehr flüssige Farbe, die ich auf die Leinwand schütte und die Leinwand dann bewege, das ist ... ... ich will, dass Motiv, Material und Methode so eng wie möglich miteinander in Beziehung treten und der weitere Gedanke, der mir noch durch den Kopf geht als Leitgedanke ist, dass ich eine Plausibilität anstrebe. Ich möchte nicht nur, dass mir die Bilder gefallen, sondern dass ich auch denke, dass jeder andere, der unvorbereitet vor so einer Leinwand steht, sagt "Ja, ich kann das nachvollziehen, was da passiert."
Also das Wasser fließt nicht den Berg rauf. Die Farbe fließt, wenn ich die Leinwand ankippe, von der Leinwand runter. Das sind die Naturgesetze, denen wir alle unterliegen und das finde ich eigentlich, sollte auch entscheidend bei diesen Bildern sein, dass sie plausibel sind. Und zwar für jeden plausibel, weil sie gewissen Gesetzen folgen, in dem Fall der Gravitation.
So weit ein Beitrag zur Ausstellung "Meer. Wasser. Seen.". Besuchen können Sie die Galerie Riddagshausen im Haus der Diakonie direkt neben der Klosterkirche, Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr und Sonntagnachmittag von 12 bis 16 Uhr. Gezeigt werden Susanne Knaacks Werke bis zum 23. April 2009.