Anmoderation
In der Rangliste der beliebtesten Schulfächer ist die Chemie vermutlich nicht ganz vorn. Aber gesellschaftlich nötig und gefragt sind Kenntnisse in Chemie. Aufgeschlossenheit und Interesse für ein Fach zu wecken, ist Ziel einer Einrichtung, mit der sich die Technischen Universität Braunschweig an Kinder wendet.
Beitrag
Einmal in der Woche zogen Betty und Josie weiße Kittel an und befassten mit Problemen der Chemie. Mit einem Dutzend anderer Grundschüler werkelten sie im Agnes-Pockels-Labor der TU. Was die zwei Mädchen im März dort beschäftigte, war das Züchten von Kristallen, denn das schöne an einem Kristall ist ...
Dass der glitzert und einfach schön aussieht.
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Je größer, desto schöner. Doch zum Wachsen lassen sich Kristalle Zeit und wer damit überhaupt vorankommen will, muss wissen, wovon die Löslichkeit von Salzen abhängt. Beispielsweise von der Temperatur.
Da haben wir am Anfang warmes Wasser genommen und das Alaun, das sind so kleine Kristalle gewesen, die so lange gerührt und immer wieder Kristalle reingemacht bis sich da nichts mehr aufgelöst hat und nach einer Woche hat sich das so ergeben ... und das war halt dann so.
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Die beiden zehnjährigen Mädchen gehörten zu einem Kurs für begabte Jungen und Mädchen, er ist ein Pilotprojekt am Agnes-Pockels-Labor. Sonst begegnen Kinder dieser Einrichtung mit der Schule. Petra Mischnick, Gründerin des Labors hält einerseits Zahlen zur Belegung parat und weist auf einen Service hin, den das Labor auch überregional anbieten kann.
Wir haben das in den letzten Jahren systematisch erfaßt und haben zwischen 1600 und 2000 Kinder im Labor jährlich zu Besuch. Darüber hinaus verleihen wir Experimentierkisten, in denen die Materialien vollständig zusammengestellt sind, das wird sehr gerne angenommen, insbesondere von den Grundschulen [...], so dass dort, was hier begonnen wurde, fortgesetzt und vertieft werden kann.
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Mit diesen Kästen wird teilweise ein halbes Jahr lang an den Schulen gearbeitet. "Dem Täter auf der Spur" heißt der rote Faden eines Kasten-Modells: Alle Modelle verbinden Wissenschaft, hier etwa einen Enzymnachweis mit Fragen, die die Neugier von Kindern wecken: "Ist der rote Fleck auf dem T-Shirt Ketchup oder echtes Blut?" In den Experimentierkästen steckt eine der elementaren Arbeiten von Mitarbeiterinnen des Agnes-Pockels-Labors.
Das ist schon ein gewisser personeller Aufwand, die immer Durchzukucken, Reagenzien nachfüllen. Ständige Überarbeitung von Materialien. Wir haben auch den Anspruch, dass das, was wir in der Praxis dazulernen, in die Materialien eingearbeitet wird, damit das auch funktioniert.
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Petra Mischnick, Professorin für Lebensmittelchemie an der TU Braunschweig gibt ein Profil der Mitarbeiterinnen des Agnes-Pockels-Schülerinnenlabor.
Diese Mitarbeiterinnen sind alles ausgebildete Naturwissenschaftlerinnen, einige sind auch promoviert, die aus familiären Gründen beruflich zurückgesteckt haben und sehr engagiert und mit Freude in so einem Bereich arbeiten und zum Teil aus so einer Tätigkeit wieder in festen Beruf verschwinden. Die sind ideal geeignet, weil sie selbst Kinder haben, fachlich kompetent sind, gut organisiert sind. Das ist ideal.
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Im Alltag realisiert das Schülerlabor heute ein bei der Gründung gestecktes Ziel: Die Vernetzung von Schule und Hochschule. Doch mit der Kontinuität steuert dieses Einrichtung auf eine Zwickmühle zu. Für die Idee und das Projekt "Schülerinnenlabor" fanden sich Geldgeber, es waren Stiftungen. Diese jedoch wollen ihre Wohltaten nicht unbefristet binden; es laufen bei ihnen ja ständig neue Anträge ein, die ebenso eine Chance haben wollen.
Wir sind jetzt nach zirka fünf Jahren in einer Phase, wo diese Anschubfinanzierungen weitestgehend ausgeschöpft sind. [...] Es ist auch nicht so schwer, Geld für Materialien einzuwerben. Was ganz ganz schwierig ist, ist Geld für die Menschen, das Personal einzuwerben. Das Personal, das die Arbeit macht und womit die Qualität des ganzen steht und fällt.
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Das Kultusministerium stellt dem Labor bereits eine Lehrerin für koordinierende Tätigkeiten ab und hat beschieden, dass dies auch in den nächsten Jahren so bleibt. Das den niedersächsischen Unis übergeordnete Ministerium für Wissenschaft und Kultur überließ die Entscheidung zur Finanzierung des Personals der Hochschule. Das Problem dabei:
Das Labor richtet sich an Schulen, Schüler, Kindergärten. Insofern ist es keine zentrale Aufgabe der TU Braunschweig, die daran gebunden ist, Studierende auszubilden und zu forschen. Die TU Braunschweig hat aber auch Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit und sie hat die Möglichkeit, in bestimmtem Grenzen von Nachwuchsförderung und Begabungsförderung auch auszuüben.
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In letzteren Ausführungen der Universitäts-Presseprecherin Elisabeth Hoffmann decken sich mit der Argumentation, mit der sich Petra Mischnick beim Präsidium der TU um Förderung des Agnes-Pockels-Labors bemühte. Dessen Entscheidung vom Juni 2007 ist mittlerweile offiziell, sie liefert die Grundlage, auf der im kommenden Jahr 2008 die Arbeit weitergeführt werden kann.
Da wurden jetzt 40000 Euro Sachmittel bewilligt, die in wissenschaftliche Hilfskraftstellen fließen werden. Das bedeutet, dass die Betreuung vor Ort in dem Rahmen wie es bisher auch erfolgt ist, durch ich glaube acht wissenschaftliche Hilfskräfte, erfolgen kann, weiterhin.
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Überdies kann das Team des Schülerinnenlabors auch den weiteren Jahren zuversichtlich entgegensehen, denn in der gleichen Sitzung entschied das Unipräsidium, dass das Schülerlabor umzieht und die damit einhergehenden Aufwendungen zum Umbau dürfen wohl als Bekenntnis zu dieser Einrichtung gewertet werden.
Das Agnes-Pockels-Schülerinnenlabor soll umziehen, und zwar im selben Gebäude. Im Augenblick ist die Raumsituation da sehr beengt. In Zukunft wird es da mehrere Räume geben [...], so dass da auch ganze Schulklassen empfangen werden können.
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Abmoderation
Das war zuletzt Elisabeth Hoffmann, Pressesprecherin der Technischen Universität Braunschweig in einem Beitrag von Markus Hiereth. Weitere Informationen über das Agnes-Pockels-Schülerinnenlabor gibt es im Internet unter http://agnespockelslabor.de.