Radio Okerwelle, Braunschweig
Markus Hiereth
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0705rm2
17.05.2007

RÖMISCHE MÜNZEN DES HERZOG ANTON ULRICH - MUSEUMS

Anmoderation

30000 Münzen bewahrt das Herzog Anton Ulrich - Museum auf, stellt jedoch die wenigsten davon aus. Wirklich aufregend sind diese Objekte halt nicht. Fachleuten aber erlauben sie interessante Einblicke in die Vergangenheit. So mehrt es das Ansehen des Museums, wenn es über seine Bestände sachlich informiert. Hierzu dienen Bestandskataloge und über seine gut 2000 römischen Münzen legte das Herzog Anton Ulrich - Museum eben einen solchen Katalog vor.

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Beitrag

"Pecunia non olet" - "Geld stinkt nicht" sagten die Römer nüchtern und dieser Vorteil entstammt noch unmittelbarer Erfahrung. Das römische Wort für Geld "pecunia" ist abgeleitet von "pecus" das Vieh. Bevor sich Münzen durchsetzten, waren nämlich Ziege, Schaf und Pferd akzeptierte Zahlungsmittel. Zu dieser sprachwissenschaftlichen Erklärung passt, dass in der Antike Metallbarren mit dem Emblem eines Stieres kursierten. Der Barren hatte eben den Wert eines solchen, war aber unbegrenzt lagerfähig und leicht zu transportieren. In Rom wurde Geld selbstverständlich. Dessen Wert fußte in Seltenheit, Beständigkeit und Glanz des jeweiligen Münzmetalls. Wolfgang Leschhorn von Herzog Anton Ulrich - Museum zählt auf, was in Frage kam.
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Das Hauptmetall war zunächst einmal Bronze oder eine Art Messing, das man benutzt hat für das Kleingeld. Das mittlere Geld, das auf dem täglichen Markt benutzt wurde, war die Silbermünze, der römische Denar und dann für große Geschäfte gab es auch die Goldmünze, den Aureus, der allerdings nicht in jedermanns Hände geriet.
Gold erlaubte, große Reichtümer in Form kleiner Münzen zu horten, das Begehren für Silber lag zwischendrin, wer in Kupfer und Bronze bezahlt wurde, wußte, was er hat. Vier "Sesterzen" Sold gab es pro Nase und Tag im Heere Roms. Des weiteren kursierten der "Denar" und das "Aesgrave", wobei sich bei ihm die Frage stellt, ob der reiche Römer es noch im Beutel bei sich führte, oder es, wie der Rubel, rollend zu transportieren war. Schließlich wog das Aesgrave ein römisches Pfund oder 327 Gramm. Die Idee der Münze als Zahlungsmittel leuchtete auch unseren Vorfahren ein.
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Die Germanen haben eine ganze Reihe von Silbermünzen aus dem römischen Reich übernommen. Das waren für sie Wertgegenstände, aus echtem Silber geprägt und man hat damit Handel getrieben und als Austausch gegen römische Waren konnte man diese Silbermünzen wieder an die Römer zurückgeben.
Der Germane verstand die Münzen, wie von Wolfgang Leschhorn eben erklärt, nicht als Geld im eigentlichen Sinne. Vielmehr schätzte er sie nach Gewicht und Art des Metalls. Gerade deshalb hat man ...
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... also manchmal überprüfen müssen, ob es wirklich echte Silbermünze war. Deswegen hat man öfters auch die Münzen eingehauen, in den Rand hat man Einhiebe vollzogen, um festzustellen, ob das Innere echtes Silber war. Und die Römer sind dazu übergegangen, eigene Münzen herzustellen, die einen gezackten Rand hatten. Weil man glaubte, das sei sicherer, weil man da in den Kern der Münze hineinschauen konnte.
Heutige Untersuchungen rechtfertigen die germanische Vorsicht durchaus. Aus ein und derselben Silbermenge prägte das Imperium mit der Zeit mehr und mehr Geld. Trotzdem: Jahrhunderte später fand man verschiedenenorts, dass es nicht mehr genügend römische Münzen gab. Unter den Adeligen war das Sammeln von Münzen seit dem 14. Jahrhundert schick. Ab dem 16. Jahrhundert zog eine italienische Stadt daraus Profit. Von Hand, wie im antiken Rom. prägte man in Padua Münzen mittels gravierter Stempel und Hammerschlag. Bestellungen gingen auch aus dem Norden ein.
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Die Braunschweiger Herzöge habe ganz bewusst ihre Münzreihen aufgefüllt, indem sie in Italien Imitationen ankauften, auch dort eigens herstellen ließen, um sie dann in ihre Sammlung zu integrieren.
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Nur 90 Prozent der Münzen aus angeblich römischer Zeit haben sich als römisch herausgestellt. Dagegen war eine Reihe von Münzen Fälschungen aus dem 19. Jahrhundert, andere - und die sind heute noch wertvoll - aus der Renaissance und frühen Barockzeit.
Zur Klärung der Echtheit trug die Atomabsorptionsspektroskopie bei. Mit 50 Mikrogramm vom Rand der Münze liefert sie präzise Zahlen zu einer Palette von Nebenbestandteilen und diese stellen eine Art Fingerabdruck zur Herkunft des Erzes und dessen Verhüttung dar. Allerdings baut man bei diesen Deutungen immer auf Vergleichsmaterial. Dieser Umstand führt Wolfgang Leschhorn zum Lob des Tiberboden-Schlamms. Darin sanken wohl des öfteren die Münzen der alten Römer ab und heutige Archäologen fanden sie darin wieder auf. Was eventuell an eine Grenze der Redensart zu Geld und Gerüchen führt. Das Geld selbst stank zwar nicht, aber das Begehren danach ging nicht so weit, dass man es überall herausgeholt hätte.

Abmoderation

Markus Hiereth gab ein neuer Bestandskatalog des Herzog Anton Ulrich - Museums Anstoß, Fragen um den Zahlungsverkehr unter Römern und Germanen nachzugehen. Auf den 341 Seiten des Katalogs beschreibt und kommentiert Wolfgang Leschhorn vorgeblich römische und echt römische Stücke. Allgemein behandelt wird die Unterscheidung von Fälschungen und Original sowie die Geschichte des Braunschweiger Münzkabinetts.