Radio Okerwelle
Markus Hiereth Radio Okerwelle, Braunschweig
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kultur/0703ku
15.03.2007

LENGERER / BARCLAY / BUCHE
im Kunstverein Braunschweig

Anmoderation

Freitag letzter Woche eröffnete der Kunstverein Braunschweig das derzeitige Angebot. Dahinter stehen drei Künstler: Achim Lengerer nutzt den Raum der ehemaligen Studiogalerie, die nun Cuboid [kjuboid] genannt wird. Arbeiten Claire Barclays verteilen sich im Erdgeschoss des Haus Salve Hospes und Tobias Buches Beiträgen begegnen Besucherinnen und Besucher im Obergeschoss. Markus Hiereth nahm an der Pressevorbesichtigung. Unter und zwischen die Ausführungen seines Berichtes klemmte er avantagardistische Elemente der CD "Aftershow Party" des Braunschweiger Musikerprojektes "The Band without Glantz".

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Beitrag

Nur kurz möchte ich anreissen, welchen Ansätzen die drei Akteure folgen und welcher Art schließlich die Werke sind.

Der Cuboid bleibt unter Achim Lengerer verwaist, aber zwischen 23. März und 11. Mai wird er an sechs Freitagen Schauplatz sogenannter "performativer Arbeiten" sein. Den Rahmen bildet ein auf den Boden des Raumes aufgetragenes weißes Quadrat, als minimalistische Bühne. Mit dem ersten Termin verbunden sind die Ausführungen "While shooting a scene, X instructed an assistant to have a man without a hat walking through the background. When the assistant told X that the bareheaded man was ready, X corrected him in saying that he didn't want a bareheaded man, but a man without a hat." zu deutsch "Beim Drehen einer Filmszene wies X einen Assistenten an, einen Mann ohne Hut durch den Hintergrund gehen zu lassen. Als der Assistent meldete, der Mann ohne Kopfbedeckung sei nun bereit, verbesserte X ihn, er habe keinen ohne Kopfbedeckung, sondern einen Mann ohne Hut gewollt." Dem Kunstverein zufolge führen diese Freitagsveranstaltungen formal und inhaltlich Positionen aus bildender Kunst und Theater zusammen.

Bei Claire Barclay war ihr Beitrag zur 2003er Kunstbiennale in Venedig ausschlaggebend. Die Kunstvereins-Direktorin Jannecke de Vries lud die Schottin nach Braunschweig ein und sorgte dafür, dass Claire Barclay ihr künstlerisches Schaffen - nach einer Besichtigung der Räume im Herbst letzten Jahres - mit Bezug auf das Haus Salve Hospes entfalten konnte. Von Raum zu Raum deutlicher wird bei einem Rundgang: Es sind gewisse Materialien - Farbe, Leder, Glas, Metall, Textilien und Holz - von welchen Claire Barclay ausgeht. Stoffbahnen und Lederstreifen wurden gespannt oder hängen, Metalle wurden gebogen; Nut und Zapfen geben hölzernen Leisten Zusammenhalt. Dabei entstehen Konstrukte, welche oft Anklänge von Mobiliar aufweisen und doch abseits der Kategorien "nützlich" oder "funktional" bleiben. Im Gegenteil, unterbindet eines sogar, eine Tür weiterhin als Durchgang zu nutzen. Die Stationen des Rundganges wirken wie Lektionen im Hinblick auf das mit den sechs Materialien Mögliche. Im letzten Raum, einst "roter Salon" genannt, dessen Wände jetzt wieder den ursprünglichen Ockerton aufweisen, hat es mit dem Fragmentarischen ein Ende. Hier geriert sich eine Leistenkonstruktionen Claire Barclays wie eine langgezogene Festtafel. Ovale, mit Spiegelfarbe bepinselte Glasscheiben bringen den Begriff Gesellschaft ins Spiel: Niemand sitzt an dieser Tafel, doch potentiell sind Menschen in Form von Spiegelbildern präsent und in der erzeugten Situation hallt die Vergangenheit des luxuriösesten Raumes im Haus nach.

In die Räumen des Obergeschosses verbrachte Tobias Buche Stellwände und Plexiglas, an welchen Fotografien und verschiedenste Papiere, beispielsweise mit Tesastreifen angeklebt sind. Handwerkliche Arbeit scheint nirgends investiert worden zu sein. Die Reihe schicker Bilderrahmen, in welchen gebrauchte Schleifpapiere erkennbar sind, sind vielleicht ganz gewöhnliche gekaufte. Für Tobias Buche transportieren die Fotografien und Zeitschriftenausschnitte den komplette Zusammenhang, in dem sie entstanden sind. Er vergisst oder ignoriert, dass der Betrachter bei den wenigsten Aufnahmen in der Lage ist, sich diese Zusammenhänge zu erschließen. Ich nehme an, dass Tobias Buche und der Kunstverein es als Kompliment auffassen, wenn ich feststelle, man sich mit dieser Präsentation radikal gibt. Radikal, das heißt, "zu den Wurzeln gehend" insofern, als die freie Kunst keiner Erwartung Rechnung tragen muss und hier auch keinerlei Erwartungen erfüllt werden.

Abmoderation

Aktivitäten und Schaffenszeugnisse von Achim Lengerer, Claire Barclay und Tobias Buche haben bis zum 13. Mai ihren Ort am Kunstverein Braunschweig und sind dort dienstags bis sonntags von 11 bis 17 , am Donnerstag bis 20 Uhr zugänglich. Nähere Informationen erhalten Sie unter der Braunschweiger Telefonnummer 49556 und im Internet auf der Site www.kunstverein-bs.de.