Radio Okerwelle
Markus Hiereth
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25.12.2006

Musikerportrait LUKA BLOOM - Teil 2

Sendungseröffnung

Grün sind die Nadeln von Tanne und Fichten, als grün ist die Insel bekannt, von der aus Luka Bloom nach Deutschland kam, um sein Album Innocence unter anderem in Hamburg, Köln, Nürnberg, München, Berlin und - konkret am Montag den 18. September - in der Kuba-Kulturhalle in Wolfenbüttel vorzustellen. Am vergangenen Samstag gab es bereits eine Sendung mit Ausschnitten eines Interviews mit Luka Bloom. In der kommenden Stunde gebührt seinen Songs der Vorrang, und zwar hauptsächlich Songs von der 2003 erschienenen, in Amsterdam aufgenommenen Live-CD. Den Anfang auf der Scheibe und den Anfang dieser Stunde macht "Exploring the blue", am Mikrophon begrüßt Sie Markus Hiereth.

Sendung

Luka Bloom (2003) Exploring the blue
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass ich mehr oder weniger durch Zufall Luka Blooms Album "The acoustic motorbike" in die Hände bekommen habe. Songs wie "You" oder "This is your country" lieferten Grund genug, die 1998er Scheibe "Salty Heaven" in die eigene CD-Sammlung aufzunehmen. Im Vorfeld der Tour lernte ich die jüngste CD "Innocence" kennen. Sie wirkte reif, künsterlisch, mir eigentlich schon zu abgeklärt. Mit Kenntnis von vier seiner Alben ging ich etwas reserviert in das Interview und das Konzert und erlebte eine Überraschung. Mit Frische und Humor nahm Luka Bloom auf der Bühne das Publikum in Windeseile für sich ein. Ziel seiner Neckereien war oft genug er selbst; er, der weiss, nicht zu den Giganten des Rock-Pop-Folk zu gehören. Unschuldig merkte er etwa zu dem eben gehörten Titel an, er habe schon lange vor, einmal die Musik für einen Film zu machen. Das Problem dabei sei, wenn der Impuls komme, sei der Film schon da. Im Falle von "Exploring the blue" war es das französische Taucherdrama "Le grand bleu" / "Im Rausch der Tiefe". Aber schauen Sie, ob es mit folgenden Musikstück von der 1998er CD "Salty Heaven" auch umgekehrt geht! Ob die Klänge von "The hungry ghost" nicht einen Film in Ihnen ablaufen lassen.
Luka Bloom (1988) The hungry ghost
Graue Wolken, handgeschriebene Linien liegen auf dem CD-Cover vor einer orange unter den Horizont verschwindenden Sonne. Die Schönheit von Landschaften und der Zauber von Musik sind bei "Salty Heaven" miteinander verschmolzen. Man kann das in "Holy Ground" auch Luka Blooms Liedzeilen entnehmen
wenn die Lieder vom Fluss mitgenommen werden
und die Worte ihn durchziehen
fliegen Träume um mich
und ich bin ein glücklicher Mensch in dieser Welt
Luka Bloom (1988) Holy Ground

Audiodatei unter
http://www.hiereth.de/multimedia/0612lb2/07.ogg
1 MByte / 3 min 53 s
Zu Beginn der Sendung hieß es, Live-Aufnahmen erhielten in dieser Sendung Vorrang. Diese Ankündigung möchte ich auch einlösen, vorher aber noch Luka Bloom selbst zu Wort kommen lassen. Peter Freiwerth fragte ihn vor dem Wolfenbüttler Konzert, welche Unterschiede er zwischen den Konzertbesuchern der verschiedenen Länder feststelle.
lb0509 Die Besonderheit in Deutschland ist, dass die Deutschen länger klatschen als alle anderen. Hier ist man unendlich höflich. Am Anfang ängstigte mich das und ich dachte mir, "Diesen Leute geht es nicht gut hier, die sitzen nur da" ... Nach ein paar Jahre aber fand ich heraus, dass das deutsche Publikum ziemlich scheu ist. Es ist keineswegs Kälte, wie ich dachte. In Holland, Belgien oder Australien geht von Anfang an die Post ab. Ich denke, die Deutschen leben viel in ihren Köpfen. Wenn da einer kommt und singt, dann sind sie still, und hören zu, und hören zu, und hören zu, und ... und am Ende, gibt es ein wenig Begeisterung. Man muß einfach ein wenig geduldiger sein, [...] sie brauchen etwas länger. Jetzt, wo ich das verstanden habe, mag ich das sogar. Ansonsten sind die Unterschiede bei den Zuhörern nicht so groß, aber das wäre schon eine Besonderheit der Deutschen.
Nach mehreren Touren durch Deutschland versteht es Luka Bloom längst, das Eis gleich zu Beginn zu brechen. Vielleicht mit ein paar Brocken Deutsch. So fragte man sich beim Blick auf das Tracklisting der CD "Between the mountain and the moon", was der Titel "I am a bogman" wohl bedeute. Seinen Wolfenbüttler Zuhörerinnen und Zuhörern übersetzte und bekannte er es auf Deutsch: "Ich bin ein Landei". Direkt dahinter, Mike Scotts "Sunny Sailor Boy", aufgenommen am 11. Februar 2002 in Amsterdam. Und ich versichere ihnen, das Wolfenbütteler Publikum ließ sich genauso auf die Liedzeilen über die märchenhafte Begegnung mit einer Meerjungfrau ein.
Luka Bloom (2001) I'm a bogman
Luka Bloom (2002) Sunny sailor boy
"Sunny sailor boy", ein Stück aus der Feder des Waterboys-Sängers Mike Scott. Auch mit den nächsten beiden Liedern möchte ich am Folk oder an Volksmusiken aufnehmenden Pop bleiben. Vor "The city of Chicago" merkte Luka Bloom an, dass man den Song von Christy Moore kenne. Er sei in zwanzig Minuten geschrieben gewesen, aber ebenso fix war er der Song eines anderen. - So kann es gehen, in einer Musikerfamilie, denn Christy Moore und Luka Bloom sind Brüder und Christy eigentlich der erfolgreichere der beiden. Für seine 2005er CD "Innocence" hätte er sich den Song nun zurückgeholt, erklärt Luka seinen Zuhörerinnen und Zuhörern eigensinnig.
Luka Bloom (2005) The city of chicago
"The city of Chicago" zu entnehmen ist die Not Irlands im 19. Jahrhundert. Millionen wanderten aus. Immer wieder hat Luka Bloom diese Thematik aufgegriffen, auf seiner jüngsten CD auch mit anderem Vorzeichen. Im Konzert merkt er an, dass neuerdings die boomende Wirtschaft Irlands auch Einwanderer anziehe und manche diese neue Entwicklung besorgt verfolgten. Das nun könne er nicht recht verstehen und stellt seinem Lied vom algerischstämmigen Einwanderer Mohammed den Spott der Iren über die am dünnsten besiedelten Winkel der grünen Insel voran. Dort käme vor, dass ein Ehemann seiner Frau den Scheidungswunsch in folgender Weise nahebringe: "Liebling, ich glaube, wir sollten uns scheiden lassen. Aber nimm' es Dir nicht zu sehr zu Herzen, wir können ja trotzdem Cousin und Cousine bleiben"
Luka Bloom (2005) No Matter where you go, there you are
Luka Bloom (2003) Natural mystic
"No matter where you go, there you are" von der jüngsten CD "Innocence" und danach Luka Blooms Version von Bob Marleys "Natural mystic"
Da liegt ein Naturzauber in der Luft
wenn Du genau hinhörst, bemerkst Du ihn
dies könnte das erste
auch das letzte Signal sein
Noch viele werden leiden müssen
noch viele werden sterben
frage mich nicht warum
aber ich belüge dich nicht
Ein Stück unheimlich sind diese Zeilen schon, die Frage, worauf sie abheben, bleibt dieses Mal uns selbst überlassen. Ich möchte ein Lied anschließen, worin ebenfalls ein dunkler Schimmer zu finden ist: "Gone to Pablo" heißt es. Luka Bloom reißt darin die Bedeutung von Liebe und Kunst an, er wirft seine Zuhörer mit den ersten vier Liedzeilen in eine Szene des 15. Oktobers 1986 in Pablo Picasso Haus.
Das Dienstmädchen betrat das Zimmer
früh, am Mittwochmorgen
fand die Pistole, liegend an ihrer Seite
dreizehn Jahre lang war eine Flamme in ihr
verlor sich in Bildern
nirgends war eine Zuflucht
Jaqueline ging zu Pablo
Jacqueline war die 46 Jahre jüngere zweite Ehefrau des Malers. Mit 80 heiratete er sie, die seine Porträtmalerei wieder aufblühen ließ. Die Ehe blieb kinderlos. Pablo Picasso starb 1973, Jacqueline Roque nahm sich 1986 das Leben.
Luka Bloom (2003) Gone to Pablo
Luka Bloom (2003) Don't be so hard on yourself

Sendungsabschluss

"Gone to Pablo" und "Don't be so hard on yourself", aufgezeichnet am 11. Februar 2002 in Amsterdam Luka Blooms Live-CD "Amsterdam". Die Stunde mit Musik von Luka Bloom neigt sich ihrem Ende entgegen. Mir, Markus Hiereth, als Redakteur der Sendung bleibt, sich zu verabschieden nur noch den übernächsten Song "Fertile Rock" anzukündigen. Denn zu "Monsoon" wird Luka Bloom seinem niederländischen Publikum selbst sagen worum es geht, was er mit seiner Musik zu feiern habe. Kauzig setzte er es aber auch gleich in einer Art "Konzerteinweisung" in Wolfenbüttel am 18. September 2006 auseinander: Er, Luka, werde jetzt eine Stunde spielen, ihr, das Publikum, würdet an der Show gefallen finden sich die Sinne wärmen. Danach könnten alle auseinander gehen: Die einen nach Hause, um ihre Partnerin oder ihren Partner zu lieben, Luka, um im Fernseher des Hotelzimmers anderen bei der Liebe zuzuschauen. Halblaut setzte er nach, das gute für ihn daran sei, er werde bezahlt.
Luka Bloom (2003) Monsoon
Luka Bloom (2003) Fertile Rock
Luka Bloom (2003) Gabriel