Radio Okerwelle
Markus Hiereth Radio Okerwelle, Braunschweig
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musik/0609lb7d
18.09.2006

Interview mit LUKA BLOOM

geführt von Markus Hiereth / Peter Freiwerth
am 18.9.2006, vor dem Konzert in der Kuba-Kulturhalle

Welche Stücke wollen Sie heute abend spielen?

MH0000

Weiß ich noch nicht. Da sind fünf oder sechs Songs, die ich immer spiele. Ich war noch nie hier, da ist meine Show immer etwas anders. Sicher gibt es aber eine Menge von meinem neuen Album, denn das stelle ich nun vor und es ist noch frisch für mich.

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Spielen Sie solo?

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Ja, nur ich.

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Was ist das neue am Album Innocence?

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Es ist das erste Mal, dass ich ein Album zuhause aufgenommen hab'. Sonst, wenn ich mit zuhaus geschriebenen Songs ins Studio gehe, brauche ich eine gewisse Vorstellung, suche die Stimmumg, damit das Gefühl stimmt. Das fällt weg, wenn die Songs im selben Raum aufgenommen werden, in dem sie auch geschrieben wurden. Daher ist mir dieses Album sehr nah, es ist sehr persönlich.

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Wenn man sich die Texte ansieht, kommt man auch zu diesem Punkt. Ein einem Song beschreiben sie einen Spaziergang mit Ihrem Vater.

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Das Lied ist nicht über mich. Es geht um "Thank you for bringing me here" Darin gibt es die Zeile "Nun werde ich aufwachsen und ein irisches Mädchen werden" aber offensichtlich bin ich keins. Es handelt von einem Freund, der sechzehn Jahr in einem englischen Gefängnis saß. Für einen Terroranschlag, den er nicht beging. Er hat sich wohl nie vorgestellt, jemals Vater zu werden, aber er wurde es. Zwei Jahre nach seiner Entlassung heiratete er und eine Tochter kam. Als ich ihn traf, erzählte er mir von einem gemeinsamen Spaziergang mit seiner Tochter am Strand, die nun acht ist. Diese schöne Geschichte hat mich zu diesem Song inspiriert.

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Ich dachte, Sie erzählten von sich, die eine Zeile ist mir beim Lesen nicht klar geworden, als ich den Text las.

MH0302

Es ist für Deutsche, Holländer, Belgier und Schweizer nicht einfach, obwohl sie sich sicher Mühe geben. Es ist schwierig, ein Lied im Radio zu hören und es zu verstehen. Darum veröffentliche ich meine CDs immer mit Texten im Booklet.

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Warum habe Sie den Titel Unschuld / "Innocence" genommen. Von den Sex Pistols gibt es einen Song "Keiner ist unschuldig"

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Ich wurde letztes Jahr fünfzig und das ließ mich über Dinge nachdenken, die mir wichtig geworden sind. Haare und Zähne etwa, die man gerne behält. Und für einen Songautor gehört auch ein wenig Unschuld dazu. Ich denke, wenn ein Songautor ein Gefühl von Unschuld, den Sinn für Zauber und Schönheit verliert, werden die Lieder am Ende Mist. Dann wird man ein verbitterter, zynischer alter Mann und das stelle ich mir ziemlich langweilig vor.

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Sie spielten auf der ganzen Welt. Welche Unterschiede gibt es bei den Zuhörern?

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Die Besonderheit in Deutschland ist, dass die Deutschen länger klatschen als alle anderen. Hier ist man unendlich höflich. Am Anfang ängstigte mich das und ich dachte mir, "Diesen Leute geht es nicht gut hier, die sitzen nur da" ... Nach ein paar Jahre aber fand ich heraus, dass das deutsche Publikum ziehmlich scheu ist. Es ist keineswegs Kälte, wie ich dachte. In Holland, Belgien oder Australien geht von Anfang an die Post ab. Ich denke, die Deutschen leben viel in ihren Köpfen. Wenn da einer kommt und singt, dann sind sie still, und hören zu, und hören zu, und hören zu, und ... und am Ende, gibt es ein wenig Begeisterung. Man muß einfach ein wenig geduldiger sein, [...] sie brauchen etwas länger. Jetzt, wo ich das verstanden habe, mag ich das sogar. Ansonsten sind die Unterschiede bei den Zuhörern nicht so groß, aber das wäre schon eine Besonderheit der Deutschen.

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Die Liste Ihrer CDs ist inzwischen ziemlich lang. Ich habe mir durchüberlegt, was es heißt, wenn sich eine Band auflöst und man als Musiker praktisch von vorne anfangen muß. Sie sind dagegen in einer anderen Situation, denn sie müssen permanent andere Überzeugen, von dem was sie machen und vorhaben.

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Zur ersten Frage: Mir bin als Solokünstler sehr glücklich. Trotzdem stimmt es schon: Es kommen immer wieder tote Punkte, immer wieder fragte ich mich, wie ich meine Musik interessant halte Wenn jemand aus einer Band ausscheidet, verändert das die Dynamik, die Energie. Das stimmt. Bei einem Einzelkünstler jedoch kann sich nach zwei oder drei Alben die Landweile einstellen, nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die Leute, die zuhören. Bei meinen Alben, angefangen mit "Riverside", "The acoustic motobike" "Turf" "Salty Heaven", "Amsterdam" bis zu "Between the mountain and the moon" ist jedes anders, denn bei mir ist es so: Ich bringe ein Album heraus, toure mit ihm ein Jahr oder 18 Monate und dann ist Schluss. Ein halbes Jahr mache ich nichts, schreibe keine Songs. Das bedeutet aber auch, das Wiederanfangen ist schrecklich. Wie für ein Schulkind, das in eine neue Schule muss: Was mache ich? Was habe ich zu sagen? Ich höre auch immer unterschiedliche Musik. Singer-Songwriter höre ich nicht, bei mir läuft Jazz, manchmal Nordafrikanische Musik, Zigeunermusik, kaum Rockmusik. Insofern ist es so, wenn ich mich ans Schreiben neuer Lieder mache, ist hier oben immer etwas anderes , nie das gleiche Gefühl. ... Mein schlimmster Alptraum wäre, dieselbe Platte zweimal zu machen, denn das langweilt mich und wenn es mich langweilt, dann langweilt es auch die Leute. Das gibt es bei Singer-Songwritern oft: Einer macht ein Album und es ist zauberhaft. Dann kommt das zweite und es ist schön aber ein bißchen wie das erste. Dann kommt das dritte und auf einmal hat es jeder "über". Also versuch is es für mich aufregend zu halten und wenn es das für mich ist, gibt es auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich auch andere dafür interessieren.

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Eigenlich ist die Frage auch interessant, warum man die Frage nach dem Zusammenarbeiten einem Dichter nie stellen würde.

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Es ist klar, dass sie alleine schreiben. Sie aber brauchen Musiker.

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Ich brauche keine Musiker, ich habe zwei oder drei Platten komplett alleine gemacht. Es gibt aber Zeiten, in welchen ich mir Musiker zur Zusammenarbeit suche, weil ich das liebe, aber es muss passen. Die Welt ist voller Rockbands, die Scheiße sind und trotzdem scheint das in Ordnung zu sein, weil alle meinen, es braucht einen Bass, ein Schlagzeug und einen Gitarristen, weil das für die Leute so ein Schema ist, wie moderne Musik sein sollte. Das gute für mich als Solokünstler ist, dass, wenn ich einen Song geschrieben hab und ihn anhöre, überlege ich mir, was er braucht und da sage ich: Der Song braucht einen Jazz-Schlagzeuger, ein anderer einen gefühlvollen Pianisten oder einen Saxophonisten. Beim nächsten Album kann es ganz anders sein. Da möchte ich nicht mit drei Kerlen zusammenkleben, das wäre wie in einer schlechten Ehe, tut mir leid. Ich liebe die Freiheit, mir auf neue Musik einzulassen und sie nicht bei irgendeinem Treffen erklären zu müssen um dann zu hören "Die Richtung passt mir nicht, ich mag diese Musik nicht". Insofern liegt im Alleinsein unglaubliche Freiheit. So viel über's Schreiben. Und - Ihre erste Frage war ja nach den Programm des heutigen Abends - ich kann es mir leisten, mir drei Minuten vor Betreten der Bühne zurechtzulegen. In einer Band geht das nicht.

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Aber dann müssen Sie sich immer nach Musikern umsehen.

MH1304

Ich schaue mich immer nach neuen Leuten um, suche neue Inspiration. Bei Konzerten schaue ich mich immer nach neuer Begleitung um(1). Die Zuhörer hören heute abend nicht nur mich, sondern auch eine junge Sängerin aus Irland.

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Um mich geht es nicht. Es geht um die Songs, das ist mein Problem mit Rockband, bei ihnen geht es nie um die Songs. Da heißt es "Wir haben einen Bass, einen Schlagzeuger und einen Gitarristen" und bekommen alle Stücke Gitarre, Schlagzeug und Bass, selbst wenn der Songs nichts als eine Gitarre braucht. Nur weil wir eine Band sind, müssen wir alle die gleiche Scheiße spielen, immer und immer wieder. Für mich kommt es auf den Song an. Ich höre ihn mir an, nehme ihn auf und dann kann es sein, dass er perfekt ist, nur Gitarre und Gesang, nichts sonst. Der nächste Song braucht vielleicht etwas anderes. Ich behandle Songs wie Kinder; ich frage mich "Was braucht dieses Kind in der Welt draußen, damit es die Leute beachten?" Jeder Song braucht etwas anderes: Manchmal die Einfachheit einer Gitarre, manchmal Streicher, Bass. Alles ist möglich, wenn man nicht in einer Band gefangen ist.

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Wie aber lösen Sie das Problem bei Konzerten, wenn ein Stück Streicher hat?

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Das ist kein Problem. Weil die Atmosphäre eines Konzerts eine ganz andere als die des Albums ist. Die meisten Leute hören alleine Musik: In der Küche, im Auto, im Schlafzimmer. Als Zuhörer beim Konzert ist das komplett anders: Es ist eine gemeinsame, geteilte Erfahrung. Ich möchte als Konzertbesucher nicht das gleiche von der Bühne bekommen wie vom Album; dann brauche ich nicht ins Konzert gehen. Aber als Musiker auf der Bühne kann ich ihm durch eine andere Interpretation etwas anderes geben. Abgesehen davon ist es für mich solo viel einfacher, mit dem Publikum in Verbindung zu treten. Der Dialog mit den Zuhörern ist wirklich ganz einfach. Sie müssen einfach ins Konzert kommen und es genießen.

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Sie schreiben nicht nur selbst Songs, sondern covern auch Stück. Wann ist ein Song interessant dafür?

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Das ist eine schwierige Frage. Manchmal vergehen drei Jahre und ich höre nichts und ich lerne keine Coverversion. Die Frage ist einfach die: "Wenn ich diesen Song lerne, kann ich etwas von mir hineinlegen?" Gibt es eine Verbindung mit meinem Leben, meinem Rhythmus, meinem Klang, meiner Stimme, Anders hat es keinen Sinn.

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Warum nahmen Sie LL Cool J's "I need love"

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Der ist ungewöhnlich weil es die Leute nicht erwartet haben. Es hieß, "Warum macht das ein irischer Folksänger?". Aber ich lebte damals in New York und hörte pausenlos Rap; auf der Straße, in Bars, in Autos. Songschreiber sind wie Dichter, sie werden durch ihre Umgebung beeinflusst. Wenn man friedlich auf dem Land lebt und morgens die Vögel zwitschern hört ist das was anderes als wenn man in New York lebt, wo der Lärm einen umgibt, wo alles dröhnt. Das war tatsächlich eine Entscheidung; ich sagte mir "Du lernst jetzt einen Rap. Aber die meisten Rap-Songs mag ich nicht, weil sie sexistisch, schmutzig und gemein sind. Ich mag ihre Texte nicht; aber als ich den hörte, dachte ich, wow, das ist ein großartiger Song und ich brauchte sechs Monate um ihn zu lernen und kaum ein anderer hat mich so viel Mühe gekostet.

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Oft enthalten Ihre Songs Eindrücke von der Natur, von Irland, Gegenden werden erwähnt. Warum wohnen Sie, wo Sie wohnen. Als Musiker könnten Sie überall wohnen. Überlegen Sie manchmal, wieder wegzuziehen, nach Holland beispielsweise?

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Ich kann überall wohnen, solange es in Irland ist, weil dort ist meine Familie, dort habe ich Verantwortlichkeiten. Ich kann nicht wirklich überall leben. Ich kann nicht ins Ausland gehen so wie vor zwanzig Jahren und ich halte es für unwahrscheinlich, dass ich nach Deutschland oder nach Holland gehe. Niemals mehr werde ich in Amerika leben. Ich werde immer Besucher sein. Einzig Australien, das würde mich zusagen. Im Grunde bin ich ein Wanderer im Geiste, das trifft es.

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Ich bin ein Reisender, der ein wenig sieht und Menschen trifft, der ein bisschen vom Gefühl einer Gegend oder einer Stadt mitnimmt. Aber es ist schon richtig, eine Menge meiner Songs steckt das Land, das mich umgibt.

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Bekommen Sie die Inspiration im Urlaub oder am Rande von Konzerttouren, wenn man sich vielleicht mal eine Woche freinimmt?

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Ich hatte die letzten dreissig Jahre keine Urlaubsreise; weil ich bin ein arbeitender Musiker und wenn ich einmal nach Hause komme, dann ich das letzte, was ich sehen will, ein Flughafen. Um so zu reisen, wie Sie meinen, müsste ich ein Jahr keine Konzerte geben, ich würde mich nur mit meiner Gitarre auf den Weg machen. Möglicherweise mache ich das auch bald, aber momentan geht es nicht, weil mich meine Platten beschäftigen. In drei Monaten kommt eine neue heraus, insofern ist es schwierig.

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Aber ich kann Ihnen ein Beispiel nennen. Vor fünfzehn Jahren trat ich das erste Mal in der Schweiz auf, in Lausanne. An diesem Abend ging ich in einen Punker-Club. Da waren lauter Punks, junge, schweizer Punks, die Stimmung war großartig. Ich tat mich mit ihnen zusammen und weil es die erste Nacht in Lausanne war, bat ich eine von ihnen, mir die Stadt zu zeigen. So hatten wir einen Spaziergang und sie zeigte mir die "Pont de Bessière(2)". Das ist eine riesige Brücke, zwanzig Meter hoch und unten läuft eine Autobahn. Sie erzählte, dass jedes Jahr zu Weihnachten im Schnitt zehn Teenager von der Brücke springen; auf die Autobahn und sterben. Das erfuhr ich um zwei Uhr nachts und spürte nur einen unglaublichen Schock. Wieder zuhause, hatte ich immer noch diese Vorstellung im Kopf. Einen Monat später rief ich sie an und bat sie, mir nochmal von dieser Brücke zu erzählen und erfuhr auch noch von dem Mann, der Weihnachten auf der Brücke schläft um die jungen Leute davon abzuhalten, von der Brücke zu springen. So entstand der Song "Bridge of sorrows", der in der Schweiz 1993 tatsächlich in die Top Ten kam. Ohne diesen Abend in Lausanne wäre der Song nie entstanden. Es ist schön, wenn sowas passiert, aber man kann es nicht planen. Man sagt sich nicht 'Jetzt gehe ich nach Prag und schreibe Lieder'; weil es passieren kann dass man dort ist und sich Langweile breitmacht. Etwas wie Inspiration kommt einfach so, natürlich.

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Sie schreiben persönliche Songs, weniger über Politik. Aber ich denke, sie haben eine Meinung dazu.

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Dass Songs und Songschreiber die Macht haben, die Welt zu verändern, glaube ich nicht. Mag sein, dass ich das früher anders sah. Es liegt mir fern zu glauben, dass, nur weil ich Songs schreibe und eine Gitarre habe etwas sagen muss, was etwas verändert. Es ist auch eine seltsame Vorstellung, dass ein Kerl mit einer Gitarre sich verantwortlich fühlen sollte, die Welt besser zu machen. Irgendwie mag ich die Welt wie sie ist, Ich mag das Chaos. Aber manchmal, wenn etwas passiert und es mich ausrasten läßt, dann schreibe ich darüber. Aber ich wache nicht auf und habe das Gefühl, jetzt muß ich etwas über den Iran sagen, das ist wichtig.

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Ich meine nicht, dass ich wichtig bin. Ich denke, das am wenigsten wertvolle an mir ist meine Meinung. Liebe ist mir das einzig Wichtige, in meinen Songs, meiner Musik, meiner Arbeit, überall. Jeder hat eine Meinung. Wie Clint Eastwood sagte "Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eines." Ich komme aus einem Land voller Meinungen. Man braucht eine Straße in Dublin oder Belfast hochlaufen und jemanden anhalten und fragen: "Was denken sie über .... Südafrika, Nordkorea, Iran, Palästina, Libanon" Jeder meint etwas anderes. Also, ich bin nur ein Sänger und ich weiß, was ich ausdrücken möchte. Wenn in der Welt etwas passiert und es mich schmerzt, dann werde ich es sagen. Aber wenn es aus dem Kopf kommt, dann tut man es, um Leute zu beeindrucken und das ist Mist und das ist alles, was ich zu sagen habe.

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1. Sabrina Dinan

2. Die Engel vom Pont Bessière in Lausanne - Mit Suppe gegen Selbstmord
Die Brücke Pont Bessière übt eine tödliche Faszination aus auf verzweifelte Menschen. Deshalb wird sie in den Weihnachts- und Neujahrstagen von Engeln bewacht. Mit einfühlsamen Gesprächen und einer warmen Suppe verhindern sie mögliche Selbstmorde. Die beiden Holzhüttchen auf dem 23 Meter hohen Pont Bessière gehören seit 23 Jahren während der Feiertage zum Lausanner Stadtbild. Auch dieses Jahr sind die freiwilligen Helfer vom 23. Dezember bis zum 3. Januar rund um die Uhr präsent. Die Engel vom Pont Bessière lösen sich im Acht-Stunden-Turnus ab. Ob es schneit, regnet oder sibirische Temperaturen herrschen. So wird die Brücke in dieser sensiblen Zeit am Jahresende zum Symbol von menschlicher Wärme und Anteilnahme. Dort können Traurige, Einsame, Verzweifelte, aber auch Menschen ohne existenzielle Probleme sich bei den zehn Wachenden aussprechen und wenn nötig Hilfe suchen. Wichtig ist zuzuhören, was die Menschen beschäftigt und bedrückt, sagt Stéphane (27) zu BLICK. Der Büroangestellte hat für diese Mission extra Ferien genommen. Ständig schweift sein Blick über die Brücke. Er ist bereit, sofort einzugreifen, sollte jemand Anstalten machen, sich hinunterzustürzen. Viele Male ist es Stéphane und seinen Freunden gelungen, Verzweifelten und Hoffnungslosen bei einer warmen Suppe wieder Kraft zum Weiterleben einzuflössen. Nur ein Mal in all den Jahren stürzte sich ein junger Mann direkt neben den Häuschen in den Tod. Er handelte so überraschend, dass die Engel nicht eingreifen konnten. Immer wieder bringen Leute Esswaren, Getränke, Geld. Stéphane dazu: Dies zeigt die grosse Solidarität der Lausanner Bevölkerung. (Quelle: Blick, 27.12.2003)