Herzlich Willkommen bei Pandoora spezial, der Themensendung zur Kultur auf Radio Okerwelle 104,6. Ein historisches Gebäude, eine traditionsreiche Stiftung und die Politik auf kommunaler und auf Landesebene stehen im Mittelpunkt der heutigen Sendung. Es ist die Villa Gerloff [1], eine "Perle am Löwenwall", wie es in einem Zeitungsartikel aus dem Februar 2003 hieß. Hintergrund des Artikels war das Vorhaben der Stadt Braunschweig, die Villa zu verkaufen - so wie das in wenigen Jahren auch mit dem Kulturinstitut Brücke und der Öffentlichen Bücherei geschehen dürfte. Aufmerksamkeit wollen wir auch dem Käufer zukommen lassen, denn wir hatten im Dezember letzten Jahres gewissermaßen über seine Geburtsstunde im Landtag zu Hannover berichtet. Es ist die "Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz". Redakteur dieser Sendung ist Markus Hiereth.
Um dieses scheinbar spröde Thema abzustecken, habe ich auch frühere Radiobeiträge mit Bezug zur Villa Gerloff hervorgeholt. Dazu gehört einer aus dem April 2000. Sie hören Josef Daum über die städtische Formsammlung und Ausstellungs-Aktivitäten, die in seinen Händen zusammenliefen.
Zur Unterbringung muß man sagen, dass das Haus hervorragend geeignet ist für Ausstellungen jedweder Art. Hat im Krieg natürlich gelitten, wurde von der Stadt angekauft und restauriert und im Gartensaal, dem schönsten Saal dieses Hauses, haben wir schöne Vitrinen und einen wunderschönen Lichteinfall, also etwas schöneres kann es eigentlich gar nicht mehr geben.
Bald nach Amtsantritt äußerte sich Kulturdezernent Wolfgang Laczny in Bezug auf Museumsschließungen und die beabsichtigte Veräußerung des Sitzes der Formsammlung. Wolfgang Laczny über diesen Posten im Sparpaket von Oberbürgermeister Gert Hoffmann.
Also ich finde es natürlich schon schade und ich finde es auch bedauerlich, wenn eine solche Einrichtung veräußert werden muß, allerdings ist der Zwang, den Haushalt zu konsolidieren, sicher höherwertiger einzuordnen, als das an diesem Einzelaspekt festzumachen.
Im Februar 2005 meldete sich die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz als neuer Eigentümer der Villa Gerloff. Ihr Direktor Tobias Henkel erläutert, weswegen der Kauf der Immobilie nahe lag.
Sie können sich vorstellen, dieses Gebäude ist Jahrzehnte als Museum genutzt worden - egal, welche neue Nutzung für dieses Gebäude kommen würde, man hätte einen großen Investitionsbedarf in die Veränderung dieses Gebäudes.
Von Veränderungen betroffen war auch der Vereinigte Kloster- und Studienfonds insofern, als dieser nun vom Direktor der neuen Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz mitverwaltet wird. Die wichtigsten Entscheidungen dieser Stiftung muß ein Stiftungsrat fällen. Dorthin entsendet auch Braunschweig einen Vertreter. Nicht recht klar war im Dezember 2004 für die SPD-Landtagsabgeordnete Isolde Saalmann der dabei von der Kommune einzuschlagende Weg.
als geborenes Mitglied wird das Verfahren so laufen, dass der Oberbürgermeister dem Verwaltungsausschuss oder vielleicht auch dem Rat einen Vorschlag macht, welches Mitglied für die Stadt Braunschweig im Stiftungsrat sitzen soll, das macht sozusagen die Institution Stadt Braunschweig selber.
Ergebnis war, dass die Stadt im Rat der Stiftung durch Oberbürgermeister Gert Hoffmann vertreten wird. Für die sechs, durch den niedersächsischen Kulturminister bestellten Personen wiederum erwartete der Salzgitteraner CDU- Abgeordnete Hermann Eppers damals
Dieses Gremium Stiftungrat soll ja überzeugen, aufgrund der Persönlichkeiten, die berufen werden. dass dann alle sagen, jawohl, aus allen Bereichen sind Persönlichkeiten gefunden worden, die dort gute Arbeit leisten werden. Die sind ja dann auch diejenigen, die Mitverantwortung tragen, dass auch sparsam und effizient verwaltet wird.
Der Stiftungsrat hieß die Entscheidung, die Villa Gerloff anzukaufen und zum repräsentativen "Haus der Braunschweigischen Stiftungen" umzubauen, gut. In der Presse wurden Gebäude und Grundstück mit 3 Millionen taxiert, dies ist mehr als das Zweifache dessen, was der Vereinigte Kloster- und Studienfonds pro Jahr an Fördergeldern auszuschütten hat.
Der verbindende Begriff zwischen der Villa Gerloff als künftigem "Haus der Braunschweigischen Stiftungen" und als Domizil von Städtischer Musikschule und Formsammlung ist Kultur. Die "Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz" soll nach Willen des Gesetzgebers mit ihren Erträgen "kirchliche, kulturelle und soziale Zwecke fördern" [§3(1)] Im Internet geistert die kulturelle Funktion der Villa Gerloff noch umher. Auf einer Übersichts-Site deutscher Museen heißt es über die Formsammlung
Der Grundstock zur Formsammlung wurde bereits im Jahre 1942 gelegt. 1983 wurde dann für diese Sammlung ein eigenes Gebäude hergerichtet. Inzwischen ist die Sammlung auf etwa 6000 Objekte angewachsen und spiegelt relativ vollständig die Formgeschichte bis in unsere Zeit wieder.
Josef Daum leitete bis zur Schließung im Jahr 2002 die Formsammlung ehrenamtlich. Im Jahr 2000 umriß er auf unserem Sender ihren Bestand und seine Aktivitäten für diese Abteilung des Städtischen Museums.
Die Formsammlung beinhaltet das Hausgerät Mitteleuropas über einen Zeitraum von [...] Ich stelle mir manchmal vor, was war in diesem Haus, als noch Menschen in diesem Haus lebten. Und das könnte man alles mit Sonderausstellungen als Magnet machen.
Josef Daum ist im August letzten Jahres verstorben. Einige Stücke aus der Formsammlung präsentiert das Städtische Museum in seinem Haupthaus. Das Altstadtrathaus als andere von den Sparbeschlüssen betroffene Dependance des Museums wurde im April 2003 aufgrund "konstruktiven Bürgerprotests" wiedereröffnet. Mit der "Perle am Löwenwall" dagegen sollte die Stadtkasse klingeln. Harald Duins Artikel in der Braunschweiger Zeitung vom 6. Februar 2003 kann nur auf diesen Punkt gebracht werden. Er folgt nach der nächsten Musik.
Wer schon immer mal vorhatte, in Braunschweig etwas traumhafter zu wohnen, sollte sich beeilen. Die Stadt verhandelt zur Zeit mit Interessenten, die die Gerloff'sche Villa kaufen wollen. Im Internet preist die das 1880 gebaute Privatwohnhaus mit einer Gesamtfläche von 1278 Quadratmetern so an: "Das Objekt ist gekennzeichnet durch beeindruckende Stilelemente, aufwendige Wand- und Deckenvertäfelungen und Stuck, die ebenso im Original erhalten sind wie die historische Einfriedung." [...] die Stadt verkauft das Denkmal plus 4535 Quadratmeter "parkartiges Grundstück" gegen Höchstgebot. Eines kann man jetzt schon sagen: Man wird in diesem Fall mehr als drei Millionen Euro auf den Tisch legen müssen. [...] Wie in anderen Städten Deutschlands gehört auch in Braunschweig der Verkauf kommnunaler Immobilien zum Konzept der Haushaltskonsolidierung. Nach einem Beschluss des Rates soll die Stadt sich von Liegenschaften, die "zur Erfüllung städtischer Aufgaben nicht benötigt werden" trennen.
In diese Kategorie werden in zwei Jahren wohl auch der Sitz des Kulturinstituts Brücke am Steintorwall und die Öffentliche Bücherei Hintern Brüdern fallen, denn die Stadt beabsichtigt ja, für ihre Kultureinrichtungen Räumlichkeiten im ECE-Schloss-Komplex zu mieten. Die Transaktion hinsichtlich der Villa Gerloff verlief scheinbar nicht wie gewünscht. Entweder hatte man sich als Höchstangebot mehr erhofft oder die Zeitungsmeldung von regen Verhandlungen war eine Ente. Zur Resonanz auf das Immobilienangebot erreichte uns folgende Darstellung der Stadtverwaltung
Die Villa Gerloff war u.a. im Internet angeboten worden wie jede andere Immobilie der Stadt auch. Da es sich dabei um eine auch kulturhistorisch sehr wertvolle Immobilie handelt, war die Stadt daran interessiert, dass der künftige Nutzer der Interessenlage der Stadt entspricht. Der Verkauf sollte zur Konsolidierung des Haushaltes beitragen. Es gab 41 Interessenten, aber nur einen wirklich geeigneten, da die Villa eine Immobilie für besondere Zwecke ist, die sich z.B. nicht für eine private Wohnnutzung eignet.
Auf ein Eingeständnis, die Schließung der Formsammlung zur Einsparung einer halben Sekretariatsstelle könne vorschnell gewesen sein, wollte sich die Verwaltung nicht einlassen. Sie erklärt:
Die Formsammlung wurde im Rahmen der Haushaltskonsolidierung geschlossen und wird nach Erstellung eines neuen Museumskonzeptes wieder in geeigneter Weise präsentiert. Teile der Formsammlung sind bereits jetzt ausgestellt.
Den Schlußpunkt des Immobilienverkaufs bewertet sie als Erfolg:
Mit der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz als neuem Eigentümer ist es gelungen, ein hervorragendes Kulturdenkmal der Öffentlichkeit zu erhalten.
Der einzige "geeignete" Interessent muß der Vereinigte Kloster- und Studienfonds gewesen sein. Dieser untersteht heute dem Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Tobias Henkel, der einerseits die Ausschreibung am Markt als gerechtfertigt bewertet, aber auch die andere Haltung referiert:
Es war deutlich geworden, dass man den Zugang zur Villa Gerloff nicht abschneiden sollte. Ein Ort fernab von Spekulation. [...] Ich bin dankbar, dass am Ende die Stadt und die Stiftung zusammengekommen sind. Um zu vermeiden, dass dieses Gebäude einer Nutzung zugeführt wird, die uns den Zugang zum Park und zum Gebäude verwehren würde.
Inwiefern der Kauf des Gebäudes und die gesetzlich verankerten Stiftungsziele miteinander vereinbar sind, ist Gegenstand eines Gesprächs, das Markus Hiereth mit Stiftungsdirektor Tobias Henkel führte. Ausschnitte folgen nach der nächsten Musik.
Ein heikler Aspekt des Verkaufes ist, dass die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und ihre Vorläufer nicht tatsächlich auf eigenen Beinen stehen. Zwar ist ihr Bestand in der niedersächsischen Verfassung verankert, doch die Entscheidungen über Vermögen und Zuwendungen trafen Mitarbeiter einer Institution, deren Tage unter der unionsgeführten Landesregierung gezählt waren - die Mitarbeiter der Bezirksregierung und ihr Leiter, der Regierungspräsident. In die Fußstapfen des Letzteren tritt dem im Dezember vergangenen Jahres verabschiedeten Gesetz über die "Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz" zufolge ein Stiftungsrat, dem seit April der Braunschweiger Oberbürgermeister Gert Hoffmann als Präsident vorsitzt. Fragen bezüglich des Kaufes der Villa Gerloff richtete Markus Hiereth an Tobias Henkel, seit Juni 2005 Direktor der Stiftung. Er unterstreicht zunächst die Auffassung, dass die gesetzlichen Vorgaben zur Verwendung der Stiftungsgelder und der Kauf miteinander in Einklang stehen.
[TH1332] Die Aufgabe der Stiftung ist Förderung und Bewahrung der kulturellen und historischen Belange des Landes Braunschweig. Ein Teil im denkmalpflegerischen Bereich. Zu dem Zeitpunkt als klar war, dass die Villa Gerloff einer neuen Nutzung zugeführt werden sollte, war klar, dass, egal, wer dieses Gebäude erwerben würde, er auf die Stiftung zukommen würde und um Hilfe bitten würde. Egal welche Nutzung, man hätte großen Investitionsbedarf. [MH1610] Wann ist die Vereinbarung getroffen worden. [TH1621] Müßte Dinge referieren, bei welchen ich nicht dabeigewesen bin. Verhandlungen liefen über das gesamte letzte Jahr. Langsame Annäherung. [MH1655] Vor oder nach Gründung der SBK? [TH1707] Das ist parallel gelaufen. Protokolle Landtag. Aufstellung Stiftungsrat. Kontinuität ist an allen Ecken und Enden zu spüren. Zweck damals ist auch Zweck heute. [MH1822 ] Interessenskonflikt: OB/Stadt konnte eine Immobilie nicht verkaufen. OB ist im Rat einer Stiftung, die immer liquide ist [TH1858] Präsident trat erst Ende Mai sein Amt an. Herr Hoffmann war gut beraten und hat es auch immer angenommen, dass nicht er die maßgeblich treibende Kraft dabei ist, sondern dass Stiftung von einer Reihe von Personen vertreten ist, die auch darüber wachen, wie das wirtschaftlich Sinnvollste geschehen kann und so war es nicht sein Einfluß, dass dies so passiert ist. [MH2018] Bereitstellung von Stiftungsmittel zur Gebäudesanierung: Auch die Stadt hätte darum bitten können. [TH2051] Mag sein, gute Ideen müssen reifen. Idee "Haus der braunschweigischen Stiftungen" ist jüngeren Datums.
Mit dieser Idee, aus der Villa den Sitz diverser in Braunschweig tätiger Stiftungen zu machen, gehen die in Angriff genommenen Arbeiten an dem Gebäude einher. Der damit verbundene Aufwand steht im Mittelpunkt eines weiteren Interviewblockes, nach der Musik.
Sie hören Pandoora spezial, heute zum Thema Verkauf der Villa Gerloff am Löwenwall. Dieses Gebäude beherbergte bis 2002 die Formsammlung und wurde [im Dezember 2004] von der Stadt an den Vereinigten Kloster- und Studienfonds verkauft.
[MH2257] Was an Renovierungsbedarf festgestellt? [TH2304] Nicht untertrieben: Gebäude bis auf denkmalschützerisch erhaltenswerten Bestandteile beinahe entkernt haben. Unter dem Dach Hausmeisterwohnung. Wird Büro. Auch in den anderen Etagen war Modernisierung dringend erforderlich, die über Jahrzehnte nicht stattgefunden hat und die wir nun angehen können. [MH2346] Aufwendungen. Verhältnis zum Ertrag. [TH2358] Hätten aufgrund Gesetzeslage Anstrengungen nicht unternehmen können ohne uns vorher über die Wirtschaftlichkeit Gedanken zu machen. Daher mußte Stiftung nachweisen, dass dieses Konzept unter dem Aspekt Denkmalpflege und Förderung genauso tragfähig ist wie unter dem Thema "Haus der Braunschweigischen Stiftungen". Bin hinsichtlich Wirtschaftlichkeit zuversichtlich. [MH2449] Das war mir jetzt nicht konkret genug. [TH2458] Die Projektpartner haben eine Reihe anderer Liegenschaften, haben vereinbart, dass wir dem Immobilienmarkt in Braunschweig keinen Grund für Spekulationen bieten wollen. Preis regelt sich am Markt und dem wollen wir keine Vorgaben machen. Habe eben mit dem Verkauf eines Hauses in der Fasanenstraße zu tun. Diametral unterschiedliche Angebote. Wenn ich sagte, wieviel man für eine Villa am Löwenwall bezahlte, würde ich das nicht machen, das verlangt das Gesetz von mir. [MH2615] In einem Zeitungsartikel von 2003 wurden 3 Millionen in den Raum gestellt und die Erträge des VKSF sind deutlich darunter. Ist das Nachhaltigkeit? [TH2630] Wenn die Stiftung 3 Millionen Euro bezahlt hätte, wäre das nicht Nachhaltigkeit.
Verwunderung darüber, dass die Villa Gerloff Sitz von Stiftungsverwaltungen werden sollte, gründete auch in dem Umstand, dass die Mitarbeiter der Stiftung ein Dezernat der Bezirksregierung darstellten und die Auflösung dieser Behörde zum Jahreswechsel 2004/2005 eigentlich eine Schwemme nicht genutzter Büroflächen erwarten ließe. Die von Braunschweig-Stiftung und von Kloster- und Studienfonds genutzten Flächen allerdings waren bei der öffentlichen Versicherung angemietet. Mit einem geplanten Umzug und dem "Haus der Braunschweigischen Stiftungen" wechselt man in die Rolle des Hausbesitzers und Vermieters.
Ein günstiges Pflaster für ein solches Haus mag die Stadt sein. Gerd Biegel zufolge ist das Braunschweiger Land nach Hamburg die Region mit den meisten Stiftungen. Nur: Jede Stiftung hat ihren Stiftungszweck und gegen einen Umzug in einen repräsentativen Verwaltungsbau sperren sich sicher in den meisten Fällen die Satzungen. In der Satzung der Bürgerstiftung Braunschweig etwa heißt es
Die Stiftung hat die Zwecke, Bildung und Erziehung, Jugendhilfe und Altenhilfe, Kunst, Kultur und Denkmalschutz, Wissenschaft und Forschung, Umwelt- und Naturschutz, Heimatpflege und Völkerverständigung, Sport und Gesundheit [...] selbstlos zu fördern. Diese Stiftungszwecke werden insbesondere verwirklicht durch Schaffung und Förderung von Einrichtungen und Projekten.Satzung Bürgerstiftung, §2(2) und §2(3)
Tobias Henkel denkt auch an die Bürgerstiftung Braunschweig als Nutzer von Büroflächen. Ob er der noch jungen, wachsenden Stiftung diese unentgeltlich zur Verfügung stellen wird, so wie dies am momentanen Sitz der Fall ist, darüber werden beide Seiten verhandeln müssen. An potentiellen Vertragspartnern besteht seiner Auffassung nach kein Mangel.
Die Stiftungslandschaft in Braunschweig entwickelt sich rasant. Neuer Bedarf entdeckt. SBK und Nord/LB setzen adäquat eine Idee um. [MH2152[ Ausstellungsflächen. An welche Flächen gedacht? [TH2159] Ich habe Konzept von vorheriger Tätigkeit Konzept mitgebracht. Dort "Galerie deutscher Stiftungen" wir bauen nun für wirtschaftliche Büronutzung um. Das Spannende ist: Wir haben viele Flächen, auch für Ausstellungen, das entspricht auch unserem Konzept eines offenen Hauses. Hier sollen Bürger kommen können und sich über Stiftungen informieren. Exponate beleuchten diese Tätigkeit.
[MH2346] Aufwendungen. Verhältnis zum Ertrag. [TH2358] Hätten aufgrund Gesetzeslage Anstrengungen nicht unternehmen können ohne uns vorher über die Wirtschaftlichkeit Gedanken zu machen.
Mit "Gesetzeslage" hob Stiftungsdirektor Tobias Henkel darauf ab, dass seine Institution letztlich unter der Rechtsaufsicht des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur steht. Es gilt dass ...
nach Abzug der Kosten für die eigene Verwaltung dürfen sämtliche Mittel nur zur Erledigung der Aufgaben nach §3 verwendet werden.Gesetz Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Hinsichtlich der Personalkosten gab es bereits Meinungsunterschiede, obgleich Lutz Stratmann beziehungsweise sein Ministerium die Drehscheibe bei der Bildung des neunköpfigen Stiftungsrates darstellte. Wer heute und für die nächsten drei Jahre im Stiftungsrat wirkt, darum geht es nach der Musik.
Am Vorabend der Verabschiedung im Landtag warb der CDU- Abgeordnete Hermann Eppers im Kulturmagazin Pandoora für das Gesetz über die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Beispielsweise hinsichtlich der Mittelvergabe durch einen Stiftungsrat sei der Entwurf überlegen.
Die Stimmberechtigten die dort berufen werden sind Persönlichkeiten aus der Region die Sach- und Fachverstand dort einbringen sollen. Vorher hatten wir nur den Regierungspräsidenten, der werde von den Landesregierungen berufen, jetzt haben wir ein neunköpfiges Gremium ... die autark nach Mehrheitsprinzip entscheiden, wie die Kunst- und Kulturförderung im Bereich Braunschweig mit den Mitteln aussehen soll.
Durch die Auflösung der Bezirksregierung sollte der niedersächsische Behördenapparat verschlankt werden. Im Dezember bat der Abgeordnete um Verständnis, dass noch nichts über Kosten- und Personaleffekte der Neuordnung gesagt werden könne. Er vertraue auf das neue Führungsgremium.
... wir wollen subsidiar dort vorgehen, das sollen dann die Menschen die wir dort berufen, die ja nun nicht ein Abbild von einem Landtagsausschuss oder von irgendwelchen politischen Mehrheiten sein sollen, dieses Gremium soll ja überzeugen aufgrund der Persönlichkeiten, die dort berufen werden und da bin ich sehr optimistisch, dass der Vorschlag von Minister Stratmann die Region überzeugt, dass dann alle sagen "Jawohl, aus allen Bereichen sind Persönlichkeiten gefunden worden, die dort gute Arbeit leisten" und die sind ja auch diejenigen, die Verantwortung tragen, dass sparsam und effizient verwaltet wird.
Der Stiftungsrat formierte sich am 13. Januar 2005. Stiftungsdirektor Tobias Henkel benennt die ehrenamtlich darin wirkenden Personen
[TH0108] Dankbar für ehrenamtliche Tätigkeit. Präsident Dr. Hoffmann, Vizepräsident Gerhard Glogowski, Vizepräsident Landesbischof Weber [TH0205] Für die Region Burkhard Drake, Landrat Wolfenbüttel, Herr Fuhrmann, von Finanzvorstand der Salzgitter-AG, Herr Krause, Unternehmer aus Goslar, vom Ministerium Frau Dr. Schwandner [MH0310] Isolde Saalmann unterstrich "Kompetenz". Nun gehören drei, vier einer Partei an [TH0329] Nicht nur einer Partei angehören [...] Parteizugehörigkeit weist nicht auf mangelnde Qualifikation hin.
In der Aufzählung unberücksichtigt geblieben sind der Biologieprofessor Rudolf Casper. Er sitzt für die FDP im Rat der Stadt sowie der Rechtsanwalt Bernd Huck, ehemaliger CDU- Kreisvorsitzender. Huck wirkt als Vorsitzender des Braunschweiger Kunstvereins, generell passt die Personenauswahl zu einem anderen Spektrum von Aufgaben, auf das Stiftungsdirektor Tobias Henkel hinweist
[TH0532] Gibt Stiftungspolitik vor. [TH0559] Vermögensverwaltung. Grundvermögen 275 Millionen Euro. Größter Teil in Wäldern und Ackerflächen, dies bedingt erheblichen Verwaltungsbedarf. Anders, als Stiftungen mit Wertpapiervermögen, wobei ausschließlich Wertpapiervermögen nachteilig sein kann. [MH] 7,5 Stellen in der Bezirksregierung. Wie ist jetzt Ihr Stellenplan? [TH0932] Umfaßt 10 Mitarbeiter und Direktor. Gründe für Zuwachs: Regionale Kulturförderung. SBK ist Partner der Landesregierung für regionale Kulturförderung. Wegfall der Synergieeffekte innerhalb der Bezirksregierung; wir, die wir jetzt alleine agieren, einen höheren Verwaltungsbedarf haben.
In die Mittelverteilung aus Stiftungserträgen und Landesetat sind damit wohl ebensoviele Bedienstete eingebunden wie einst unter der Bezirksregierung. Ein Startproblem der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz schimmert im Bericht über die konstituierende Sitzung des Stiftungsrates durch. Zuvor Musik.
Der Stiftungsrat hätte laut Gesetz auf drei Jahre einen Präsidenten zu wählen gehabt. Doch der von Lutz Stratmann vorgeschlagene Kandidat Gert Hoffmann bat sich Bedenkzeit aus, denn er müsse sich genau überlegen, ob er eine solche zusätzliche Aufgabe übernehmen könne. Besonders die Kulturhauptstadtbewerbung nehme in zur Zeit stark in Anspruch. [BZ 15.1.2005] Außerdem gab es ein Problem mit der Dotierung des Stiftungsdirektors. Welche Gehaltseinstufung für den Posten avisiert sei, fragte Markus Hiereth im Dezember 2004 den CDU-Landtagsabgeordneten Hermann Eppers.
Das ist bislang noch nicht entschieden. Das wird der Minister in Absprache mit dem Präsidenten der Stiftung entscheiden. Wir sind da nicht ganz frei, wir können da nicht irgendwelche Phantasiebesoldungsgruppen erfinden. Das muß im Verhältnis stehen zur Anzahl der Beschäftigten, die wird zwischen 5 und 8 sein. Das ist auch noch nicht endgültig festgelegt.
Gert Hoffmann soll seine Bereitschaft zur Übernahme des Präsidentenamtes mit der Dotierung des Direktorenpostens verknüpft haben. Mit A15 - der Einstufung des vormaligen Dezernatsleiters - sei womöglich kein qualifizierter Bewerber zu locken. Auch Ex-Ministerpräsident Gerhard Glogowski meinte, diese Einstufung sei zu gering. In Hannover wurde dies anders gesehen: Der Pressesprecher des Kulturministeriums Thomas Reiter erklärte dazu, A15 sei auch das, was ein Museumsdirektor verdiene. "Wir halten das für angemessen."
Tatsächlich blieb es bei A15 für den Direktor, das Stiftungspräsidium lenkte ein. Dass ein Gremium "herausragender Persönlichkeiten" [BZ 7.10.2004] der Region Braunschweig zusammenfindet und bei der Wahl seines Präsidenten in Verlegenheit gerät, ist kurios. Die Braunschweiger Zeitung berichtete zwei Tage nach der Sitzung
Der seit langem als Präsident gehandelte und vom niedersächsichen Kulturminister Lutz Stratmann für das Amt vorgeschlagene Dr. Gert Hoffmann möchte es nicht antreten! Er bat sich vier Wochen Bedenkzeit aus.Braunschweiger Zeitung, 15.1.2005
Dem Gesetze nach wäre zuerst im Stiftungsrat die Frage nach Kandidaten zu stellen gewesen, dann wäre zu wählen gewesen und der erfolgreiche Bewerber wäre durch den Minister zum Präsidenten berufen worden. War das tatsächliche Verfahren anders? Dass sich die andere, weniger exponierte und weniger stark beanspruchte Mitglieder nicht in der Lage sahen den Vorsitz des Gremiums zu übernehmen, ist nur eine spekulative Deutung des Vorgangs. Nicht weniger transparent jedoch stellt sich jenes Verfahren dar, über das Gert Hoffmann als Vertreter der Stadt in den Stiftungsrat entsandt wurde. Die Frage nach diesem Verfahren bearbeitete die Pressestelle der Stadt folgendermaßen.
Durch das Stiftungsgesetz. Es sieht ein Mandat eines Vertreters der Stadt Braunschweig vor. Die Stadt hat Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann benannt.
Die Frage ist bestenfalls nicht verstanden worden, aber jedenfalls unbeantwortet. Sie bleibt auch deswegen hier offen, weil seitens der Stadtverwaltung zum Thema der Sendung keine Interviews zugestanden wurden und eine erste schriftliche Stellungnahme mehrere Wochen benötigte, das heißt, zwei Tage vor dem Sendetermin vorlag.
Das war Pandoora spezial für heute. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Lars Fischer und Kurt Volland, die mich als Sprecher unterstützen. Das Quintett Gitarrissima steuerte die Musik bei. Diese Sendung wird am kommenden Dienstag wiederholt. Als Redakteur dieser Sendung verabschiedet sich Markus Hiereth am Mikrofon.