Radio Okerwelle
Markus Hiereth
© Markus Hiereth
www.hiereth.de
religion/0312wh3
06.01.2004.

Radiodokumentation des Vortrages [1]
WEIHNACHTEN UND DIE KRITISCHE THEOLOGIE
von Prof. Walter J. Hollenweger

Sendungseröffnung

Eventuell denken Sie heute, als Arbeitnehmer, liebe Hörerinnen und Hörer, im falschen Bundesland zu leben. Denn in Niedersachsen ist das Dreikönigsfest, der 6. Januar, ein Arbeitstag, wohingegen er in Bayern, Baden-Würtemberg und Sachsen-Anhalt gesetzlicher Feiertag ist. Doch ändern Sie Ihre Haltung vielleicht innerhalb der nächsten 55 Minuten, schließlich erwarten Sie nur hier in der Region Braunschweig, dem Sendegebiet von Okerwelle zeitgemäße Einblicke und neue Sichtweisen auf Weihnachten, ein Fest, das die meisten der angenehmen Begleiterscheinungen gewissermaßen mitnehmen und der Kinder wegen feiern, dessen "Frohe Botschaft" ihnen aber fremd und fast schon unbehaglich sein dürfte.

Die orthodoxen Christen feiern erst am 6. Januar Christi Geburt und für die Kirchen des Westens beendet dieser Tag die Weihnachtszeit. Damit ist der 6. Januar ein passender Termin für eine Sendung, in der ein kritischer Theologe Befunde aus den Untergründen der biblischen Weihnachtsgeschichte vorstellt. Besagter Theologe heißt Walter Hollenweger und auf Einladung der evangelischen Studierendengemeinde referierte er am 6. Dezember 2003 an der Technischen Universität Braunschweig zum Thema "Weihnachten und die kritische Theologie". Dieser Vortrag wurde für Radio Okerwelle aufgezeichnet und in der kommenden knappen Stunde ausgestrahlt.

Walter Hollenweger [2] ist Jahrgang 1927, war Werkstudent in Zürich und Basel, wurde Pfarrer der reformierten Kirche, promovierte in Zürich und lehrte von 1971 bis 1989 in Birmingham. Die Art und Weise, in welcher Hollenweger seine Erkenntnisse vermittelt, sucht ihresgleichen. Das sind nicht nur Bücher und wissenschaftliche Vorträge. Stücke und Oratorien aus seiner Feder beispielsweise nehmen biblische Geschichten auf und berücksichtigen den Stand der Bibelforschung. Für den Wissenschaftler Walter Hollenweger stellen sich die zwei Jahrtausende, in welchen Menschen mit Verweis auf die Bibel leben und lehren eine Serie unzähliger Fehldeutungen, Irrtümer und Meinungsverschiedenheiten dar. Auch zur der Unterwerfung Andersgläubiger, im Streit zwischen verschiedenen Konfessionen und bei der Rechtfertigung der Herrschaft beriefen sich Menschen auf die Bibel.

Hollenweger hält sich nicht mit dem offensichtlichen Befund auf, dass in der Geschichte des Christentums einiges schiefgelaufen ist, sondern sucht nach den Ursachen, wie es dazu kommen konnte. Er überlegt, ob die Menschen der Gegenwart vor ähnlichen Irrtümern gefeit sind, ob sie inzwischen wirklich "darüber stehen." Seinen Zuhörerinnen und Zuhörern vermittelt er Erkenntnisse nicht in thesenhaft, sondern versteckt sie einer Frage, stellt sie wie Kuriositäten in den Raum oder bahnt mancher Einsicht den Weg durch ein Rollenspiel. Wer Hollenwegers als Vortragenden erlebt hat, wenn er scheinbar laut für sich denkt, entdeckt manch kabarettreife Hintersinnigkeit und erinnert sich seines Landsmannes Emil. Bei beiden ist das scheinbar schlichtes Gemüt nur Tarnung für einen analytischen, kenntnisreichen, ja womöglich sogar weisen Kopf. So hoffe ich, dass auch Sie am Radio von der kommenden knappen Stunde für sie ungewöhnlich, aufschlussreich und kurzweilig wird. Für diese Sendung liegt die redaktionelle Verantwortung bei Markus Hiereth.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-03.mp3
3 MByte / 2 min 17 s

Sendungsausschnitt 03

Meine sehr verehrten Damen und Herren ... aber Sie werden mich schon verstehen Das Thema heißt also Weihnachten und die kritische Theologie. / Gründe für Unmündigkeit des Christentums in der Reformation / Übersetzen reicht nicht / Klarheit werde sich durchsetzen / falsche Meinung / auch die Reformatoren wurden schnell eines besseren belehrt. Daraus hat die katholische Kirche die Konsequenzen gezogen / Institution erklärt was gilt / Nicht so in der evangelischen Kirche / deshalb viele eigene Läden / weltweit gibt es Hunderte und Tausende, die haben alle die Bibel gelesen und sind zu anderen Schlüssen gekommen.

Im folgenden liefert Walter Hollenweger ein Beispiel, wie keine der heutigen christlichen Kirchen dem Anspruch gerecht werde, dass sich das Leben ihrer Mitglieder an der Bibel ausrichte. Er greift dabei eine Formel aus der Zeit der Reformation auf, das "sola scriptura", zu deutsch "allein die Schrift"

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-05.mp3
6 MByte / 4 min 32 s

Sendungsausschnitt 05

In der Apostelgeschichte Kap. 15 / Vertrag Apostel-Paulus, an Heidenchristen gerichtet / kein Götzenopferfleisch essen / nur geschächtetes Fleisch essen / keine Blutwürste essen / keine Unzucht / kaum jemand hält sich daran / Wo ist sola scriptura? / Paulus gegen Homosexuellen, das regt ganze Kirche auf / Vertrag interessiert keinen Es gibt eben für mich nur eine Konsequenz, das Christentum behauptet, auf die Bibel gegründet zu sein / Bibel dient nur dazu, Vorurteile zu zementieren / Bibel ohne Stellenwert / nur wenn es passt oder schön ist (Weihnachtsoratorium) / sola scriptura ist Modewort ohne Sinn Was ist der Grund für diese Entwicklung? / Liegt in Bibel, sie ist pluralistisches Buch / enthält verschiedene Christologien, Frömmigkeiten und Ethiken / darum können die Christen sich nicht einigen, weil schon in der Bibel verschiedenes als christlich bezeichnet wird. Wenn wir behaupten, die verschiedenen Autoren ergänzen sich, stimmt das zwar, aber nicht in dem Sinne, dass die Positionen zu einer einzigen vereinigt werden könnten. / gravierende Unterschiede / daher verschiedene Konfessionen / darum haben wir Streit, im Namen der Bibel / Katholiken, Orthodoxen verstehen die Bibel auch richtig, setzen andere Schwerpunkte / trotz Ökumene Verteidigung der Positionen / alle lesen selektiv, und das zeigt sich in der Weihnachtsgeschichte.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-06.mp3
4 MByte / 3 min 10 s

Sendungsausschnitt 06

Nehmen Sie zum Beispiel die Weihnachtsgeschichte des Matthäus. / Missionstheologe des NT / Am Ende Missionsbefehl tragt Evangelium in alle Welt / aber was ist das Evangelium nach Matthäus?
Er schreibt, Jesus habe befohlen: "Lehret sie halten, was ich euch befohlen habe" / Was war das: Bergpredigt, Gleichnisse, Unser Vater / Predigt das Reich der Himmel ist nahe, heilet die Kranken, reinigt die Aussätzigen, richtet die Depressiven auf, umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebet es / Nichts von Kreuz und Auferstehung, das ist bei Paulus! Das ist eben das Thema, dass wir da verschiedene Theologien haben. Es ist also anzunehmen, daß der Anfang des Mattäusevangeliums, seine Weihnachtsgeschichte etwas zum Thema der Mission beiträgt / ist der Fall / nur hier Astrologen, die aufgrund heidnischer Astrologie Weg zur Krippe fanden / nicht wie bei Paulus aufgrund Predigt oder Zeugnis / So wie es heute mit Yoga, Esoterik, Anthorposophie, Marxismus mögich ist So war es schon bei Matthäus. / bei Matthäus bibellesende Pharisäer in Komplott zur Beseitigung verwickelt / Matthäus ein moderner Missionstheologe / Bibel leht nichtbiblische Religionen nicht ab / nicht christusgläubige fahren nicht zur Hölle / Nachlesen im Gleichnis von den Böcken und Schafen / diese Meinung gibt es auch in der Bibel, z.B. bei Johannes, aber bei Matthäus nicht.

Ohne die Vorstellung, Jesus möge auch von den Heiden verehrt und als Überbringer des Heils erkannt werden sollte, hatte Matthäus sein Evangelium nie so geschrieben wie er es tat. Hollenweger ist sich sicher, dass an Marias Stelle eine deutsche Pfarrfrau, wenn sie Besuch von drei unbekannten, eigenartige gekleideten Männern bekommen hätte, diese nicht an ihr Neugeborenes herangelassen hätte. Im Gegenteil, eine solche Maria hätte den Fremden am ehesten Okkultismus oder für ihr Kind gefährliche Magie zugetraut.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-08.mp3
3 MByte / 1 min 59 s

Sendungsausschnitt 08

...aber sie war jüdische Mutter / knieten / brachten Weihrauch, Myrrhe, Gold, die Insignien ihrer Macht / Das ist eine wunderbare Missionstheologie das ist eine theologische Gleichnisgeschichte wie die Gleichnisse Jesu auch keine historischen Berichte sein wollen. Es ist narrative Theologie, nicht ich erfunden, das habe ich in der Bibel gelesen. Matthäus hat theologisches Interesse / er will sagen, es gibt auch in den heidnischen Religionen, auch im Okkultismus, auch da kann es gültige Offenbarungen geben, die zu Jesus führt Das ist erstaunlich für einen Missionstheologen / Bibel nicht blöd / pluralistisches Buch / Offenbarung führt dazu, dass Astrologen Jesuskind huldigen und Gaben ihrer Kultur bringen / So habe Kirche immer missioniert, wo sie nicht Kolonialismus betrieben hat.

Hothouse Flowers - Be good

Das Spezialgebiet Walter Hollenwegers war und ist die Verbreitung des Christentum in der Bevölkerung auf der Erde. Er sagt, es sei falsch, was Journalisten schrieben, nämlich daß der Islam auf dem Vormarsch sei. Wichtig sind ihm Studien, die aufzeigen, dass das Christentum schneller wächst als die Weltbevölkerung. Zugleich weist Hollenweger darauf hin, dass die uns bekannten Kirchen, wie die katholische, reformierte oder orthodoxe an diesem Wachstum keinen Anteil haben. Was ihnen fehle oder wo sie sich zumindest schwer täten, sei die Offenheit gegenüber anderen Weltsichten. Besonders deutlich zutage tritt dies im Feld der Medizin, wo alle nicht in westlichen Naturwissenschaften verwurzelten Methoden mit äußerster Skepsis betrachtet oder abgelehnt werden.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-11.mp3
5 MByte / 3 min 26 s

Sendungsausschnitt 11

Ich gebe ihnen ein Beispiel. In Seoul hat sich buddhistische Nonne bekehrt / war Schamanin / Geisteroperationen machen / Was das Fernsehen berichtet, können Sie vergessen / wie wenn Eskimo beschreibt Länderfussballspiel / nichts begriffen, weil sie Regeln nicht kennen / Also. Nonne hatte diese Fähigkeit / ältere Medizinaltechnik / was damit machen / früher sagten Missionare "Das ist vom Teufel" / gegen solchen Mißbrauch protestiert Matthäus / Missionare sagen, schamanistische Gabe im Kirchengemeindehaus ausüben / das ist ihr Beitrag an die Diakonie der reformierten Kirche in Seoul / einbauen in den Dienst am Reiche Gottes / Das ist genau, was der Matthäus sagt / Die Astrologen haben ihre Gaben dem Jesuskind geschenkt und die Nonne hat ihre Gabe der Kirche geschenkt.

Von Seoul zurück in die Zeit der Antike und nach Vorderasien und Griechenland, zur Wiege des Neuen Testaments. Früh in seiner geistlichen Laufbahn beschäftigte Walter Hollenweger die Behauptung von der sogenannten "unbefleckten Empfängnis".

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-13.mp3
3 MByte / 2 min 05 s

Sendungsausschnitt 13

Als ich das entdeckte, das war vor meinem Theologiestudium, fragte ich reformierten Pfarrer "Josephssohn oder Jungfrauensohn" / Antwort "Das haben ungläubige Professoren in Zürich in die Bibel hineingeschrieben" / Glaubte ihm nicht / Er will es nicht sagen und ist nicht der einzige / weil man sonst als ungläubig verrufen wird. Warum gibt es griechische und semitische Version? / Semiten fragen nach der Funktion, Wirkung / darum können sie sagen, er war der Josephssohn er war trotzdem der Sohn Gottes, auch wenn er der Josephssohn ist denn es kommt auch seine Funktion an. Die Griechen und wir fragen nach dem Sein, der Ontologie / darum muß er vom Heiligen Geist sein / dann nicht 'vere homo vere deus' / das sind zwei verschiedene Denkweisen, kaum zwei verschiedene historische Berichte

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-14.mp3
8 MByte / 6 min 13 s

Sendungsausschnitt 14

Bei Lukas haben wir eine ganz andere Geschichte. Als Grieche erzählt er von Jungfrauengeburt. Alle großen Retter waren damals Jungfrauensöhne wichtig sind für ihn die Hirten / Lukas Evangelist der Armen / Weherufe gegen die Reichen / Für Lukas hat Evangelium viel mit dem Verhältnis von Arm und Reich zu tun / Darum fügt er in seine Weihnachtsgeschicht die Vertreter der Armut ein. / Hirten schmutzig, verachtet / Aber hat es wirklich Hirten gegeben bei der Geburt Jesu? Das wissen wir nicht. Wer hätte das berichten können? Maria. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass Maria 70 Jahre geschwiegen und mit über 80 Lukas und Mattäus zwei verschiedene Versionen erzählt hat. Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Also mit historischen Fragen kommen wir der Sache nicht auf den Grund. Lukas will seine narrative Theologie, nämlich Jesus der Freund der Armen schon in der Weihnachtsgeschichte dokumentieren.
Wieder ganz anders bei Markus. Markus will von der ganzen Weihnachtsidyll e nichts wissen. Er schreibt darüber nichts / Evangelium fängt damit an, dass das Reich Gottes verkündet wird, Kranke geheilt, Gefangene befreit und Arme glücklich sind / Erste beide Kapitel eine geballte Ladung Heilungsgeschichten. Mich hat schon immer gewundert, wie Kirche Heilungsgeschichten als Predigttexte missbrauchen kann. / Schnapsidee, das seien Predigttexte, das sind Handlungsanweisungen / Kirche nach allen Evangelien nicht nur pädagogische Einrichtung, ebenso eine therapeutische Anstalt.
Darum war ich über dieses Wochenende in Berlin / Ärzte sind am Ende / Wir müssen wieder lernen, dass es noch andere Methoden gibt als diejenigen der mechanistischen Medizin. Eben der Salbungsritus / Spitalpfarrer als Mittherapeut / Heiler nicht in Winkel vertreiben. / In England arbeiten tausende mit / so sind sie kontrolliert und das ist viel billiger. In der Schweiz gibt es Oberärzte, die mit Heilerinnen zusammenarbeiten. Und in Neuenburg bietet Spitalpfarrer einen Salbungsritus an für Chirurgen und Operationsteam und Patienten / nur muslimischer Chirurg hat Angebot angenommen, christliche haben sich abgewendet.
Also nach Lukas und Matthäus ist die Kirche der Ort, wo wir an Leib und Seele heil werden können. Gewiss in Zusammenarbeit mit Medizin und Psychiatrie. Jesus hat die Kranken nicht angepredigt. Und solange wir nur eine redende Kirche sind ist klar, dass das die Leute nicht verstehen können Da müssen wir und die Mediziner uns bekehren

Mit Sich-Bekehren meint der Walter Hollenweger, daß Medizin und Kirche den Menschen ganzheitlich wahrzunehmen versuchen: Die Medizin möge sich für die spirituellen Faktoren des Heilungsprozesses interessieren, die Pfarrer und Missionare wiederum sollten sich auch für die körperliche Gesundheit der Menschen engagieren. Grenzen zu überwinden ist für Hollenweger ebenso eine Forderung auf Ebene der Grundlagenforschung. Jahrhundertelang war das Verhältnis Kirche - Wissenschaft belastet. Zunächst durch Repression der Kirche gegenüber den Naturwissenschaftlern, später dann glaubte jeder "echte" Naturwissenschaftler Glaubensangelegenheiten bestenfalls ignorieren zu können. Hollenweger suchte den Kontakt mit der anderen Seite.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-16.mp3
10 MByte / 7 min 13 s

Sendungsausschnitt 16

Auseinandersetzung mit Naturwissenschaftlern / Johannes Augenmerk auf Jesus als Gott / Zusammenschau und Konsequenz für den Umgang mit dem Stoff

Hothouse Flowers - One Tongue

Im letzten Drittel seines Vortrags setzte sich Walter Hollenweger mit der Frage auseinander, wie man Menschen in Mitteleuropa heute noch für den christlichen Glauben interessieren oder gar gewinnen kann.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-19.mp3
2 MByte / 1 min 17 s

Sendungsausschnitt 19

Jetzt will ich etwas erzählen über Gemeinde, zu der ich gehöre: Krattigen / Fotos Konfirmandenklassen / 172, von drei Pfarrern und einer Pfarrerin ausgebildet / ich habe keinen in der Gemeinde entdeckt / Quantitative Erfolgsquote ist Null / Wie steht es mit der qualitativen Erfolgskontrolle? Keine Daten / Aber bekannt ist, die Pubertät ist für Religionsunterricht das schlechtmöglichste Alter / Es scheint, dass die Verantwortlichen beim Oberteufel einen Kurs genommen haben zum Thema, wann sollen wir Konfirmandenunterricht machen / Millionen für totalen Flop / Tausende von motivierten Katecheten und Religionspädagogen verbrannt.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-20.mp3
4 MByte / 2 min 49 s

Sendungsausschnitt 20

Was wäre die Alternative? / Katholischer Bischof von St. Gallen: Religion bis zum Alter von 10 Jahren, mit Beteiligung am Gottesdient / müssen überlegen wie, vielleicht Lithurgie ändern / damit sie heimisch werden in der Kirche / mit 10 ist Schluss / freiwillig Pfadfinder, Jungschar, selber etwas machen / dann setzt man mit 18 wieder ein, ganz kognitiv, mit kritischen Auslegung der Bibel, das muss man den Leuten sagen das können Sie nicht mit 10 Jahren sagen / Aber mit 18 einen intensiven kognitiven Konfirmandenunterricht und zur Verwunderung der Bischofs haben sich 75 Prozent der möglichen Kandidatinnen und Kandidaten für diesen Unterricht angemeldet / Freude diesen Leuten Bibel nahezubringen und das Kirchenjahr / Warum machen wir das eigentlich nicht? Warum halten wir an einem System fest, das sich total disqualifiziert hat von A bis Z?

Mit Herzensglut aber auch klarem Verstand versucht Walter Hollenweger, die Inhalte des Christentums Menschen, die sich von den Kirchen nichts mehr erwarten, zu vermitteln. Die erwähnten Laienaufführungen sind ein Schlusspunkt seines Missionsansatzes. Am Schreibtisch zuhause schreibt er Stücke, komponiert Musikstücke oder bindet in seine Werke klassische Kompositionen, etwa Bachs Weihnachtsoratorium, ein. Wenn er seiner Zuhörerschaft an der Technischen Universität Braunschweig erklärt, wie er draussen agiere, kommt einem unwillkürlich die Jesus' Aufforderung an seine Jünger in den Sinn "Menschenfänger sollt ihr sein". Er umwirbt gerade Menschen, die nicht in der Bibel lesen und nicht in die Kirche gehen und fragt, ob sie bereit wären, eine Rolle in einem solchen biblischen Stück zu spielen. Einer Mütter denkt er die Rolle Marias zu, für die ja der Lebensweg des Sohnes eine Katastrophe gewesen sein muß. Dem Bankfilialleiter schlüge er die Rolle eines Sklavenmeister in der frühchristlichen Gemeinde von Korinth vor.
In seinen Stücken schlägt er eine Brücke in die Gegenwart - eine Zeit, in der sich Menschen verschiedener Weltbilder wegen bekriegen. Hier schließt er den Bogen zu den verschiedenen Versionen der Weihnachtsgeschichte. In seinem Weihnachtsoratorium gibt es zwar die Musik von Bach, aber die verschiedenen Berichte werden nicht zu einer, wie Hollenweger sagt, "Konfitüre" vermengt, sondern es wird das Augenmerk auf die Unterschiede gelenkt und nach den Konsequenzen daraus gefragt.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-22.mp3
2 MByte / 1 min 42 s

Sendungsausschnitt 22

Frage der heutigen Christin ins Publikum des Weihnachtsoratoriums. Antwort: Freude an denen, die anders sind als wir.

In dem gerade gehörten Redeausschnitt fordert Walter Hollenweger, aufzuhören mit dem "Klapperstorch". Der Klapperstorch steht bei ihm für unhaltbare Aussagen, deretwegen, weil sie keinem, weil sie sowieso niemand mehr ernst nimmt, ein Vorwurf gemacht wird. Das Verhängnisvolle an den Klapperstorch-Geschichten aber ist, dass sie die Kommunikation zerstören. Kleinen Kindern erklärt man, der Klapperstorch bringe die Babies und ersparte sich so die Aufklärung und Gespräch über Sexualität. In der Lehre der Kirche sei manches geradeso unglaubwürdig. Walter Hollenweger ruft in diesem Punkt zur Umkehr, denn ein "weiter wie bisher" führe zum Absterben der Kirchen in unserer Gesellschaft.
In seinem Vortrag an der Technischen Universität vor einem Publikum, in dem Theologen, Pfarrer und nicht zuletzt "konventionell" Gläubige vermutete, kam Walter Hollenweger am Ende der Frage zuvor, was ein kritischer Theologe, dessen Wissenschaft das Analysieren und Zergliedern der Bibel sei, denn eigentlich glauben könne.

Anhören www.hiereth.de/multimedia/0312wh/040106-24.mp3
2 MByte / 1 min 31 s

Sendungsausschnitt 24

Glaubt Hollenweger an Gott in Jesus Person?

Sendungsabschluss

Sie hörten Auszüge aus einem Vortrag des Theologen Walter Hollenweger. Gehalten hat er ihn am 8. Dezember 2003 auf Einladung des evangelischen Studierendengemeinde an der Technischen Universität Braunschweig. Abschließend verwiesen sei auf Walter Hollenwegers Buch "Der Klapperstorch und die Theologie - Die Krise von Theologie und Kirche als Chance" es ist im Jahr 2000 beim schweizer Metanoia-Verlag in Kindhausen erschienen.

Hothouse Flowers - Isn't it amazing (Ende)

Anmerkungen und Verweise

1
Der Vortrag wurde auf Einladung der evangelischen Studierendengemeinde Braunschweig am 8. Dezember 2003 an der Technischen Universität Braunschweig gehalten.
2
Walter J. Hollenweger im Internet unter www.wjhollenweger.ch